Am Sonntag, dem 10 November 2019, fand um 15 Uhr im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde in Koblenz eine gut besuchte Christlich-Jüdische Gedenkstunde zur Pogromnacht des Jahres 1938 statt. Als letzte Koblenzer Zeitzeugin der Shoa war Frau Inge Kahn zugegen.
Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde und 2. Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, Avadislav Avadiev, begrüßte als einen der Ehrengäste Herrn Staatsminister Roger Lewentz, welcher der Einladung der Jüdischen Gemeinde gefolgt war. Dieser und Oberbürgermeister David Langner versicherten als politische Entscheidungsträger die Kultusgemeinde ihrer Solidarität.
Die Ansprache hielt Pfarrerin Dr. Anja A. Diesel, Leiterin des Schulreferats des evangelischen Kirchenkreises Koblenz. Sie legte den Schwerpunkt auf den Umgang mit dem Wort und den Inhalt „des Wortes“ in jüdisch-christlicher Tradition. Dass im Vorfeld und während der nationalsozialistischen Zeit Menschen zunächst in der Sprache und durch die Sprache entmenschlicht wurden, bevor Taten folgten, zeige, so Frau Diesel, wie wichtig es sei, auf die eigenen Worte und die anderer zu achten. Theologisch fundiert, verfolgte Frau Diesel anhand von Psalm 78,1-7 die Spur, wie sich im Wort Erinnerung und Zukunftsausrichtung verbinden.
Die liturgische Gestaltung der Gedenkstunde lag in Händen des Gabbai der Jüdischen Kultusgemeinde, Avraam Abayev. Musikalisch wurde die Veranstaltung umrahmt von dem Instrumentalduo Elena Salzwedel (Violine) und Karl-Heinz Lindemann (Klavier). Sie griffen mit „Liedern ohne Worte“ virtuos den roten Faden der Ansprache auf.
Durch die Gedenkstunde wurde die Erinnerung an jene Ereignisse von 1938 wach gehalten und die Verbundenheit zwischen Juden und Christen sowie auch die mit Muslimen, ja zwischen allen Gruppierungen und Milieus der Koblenzer Stadtgesellschaft bestärkt.
Im Anschluss an die Feier legte Oberbürgermeister David Langner einen Kranz auf dem Jüdischen Friedhof nieder. Gerne folgten anschließend zahlreiche Gäste der Einladung der Kultusgemeinde zu einem Imbiss und zu Gesprächen.
Einen Bericht des SWR können Sie hier aufrufen.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)