Alle 2-3 Jahre lobt die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit e. V. Koblenz zur bundesweiten Woche der Brüderlichkeit im März den mit 1000 EUR dotierten Paul-Eisenkopf-Preis aus. Mit dem Preis sollen Personen, Schulklassen oder andere Gruppen ausgezeichnet werden, die sich im Bewusstsein der deutschen Vergangenheit um das Gelingen des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Religion, Herkunft, Nationalität, Kultur und Weltanschauung bemüht haben beziehungsweise bemühen.
Der Preis ist nach dem verstorbenen langjährigen Vorsitzenden der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, Pater Prof. Dr. Paul Eisenkopf, benannt. Jeder kann Personen, Institutionen, Schulklassen oder Organisationen, deren Arbeit mit der Auszeichnung gewürdigt werden sollte, als mögliche Kandidaten/in für den Preis benennen.
Paul Eisenkopf wurde am 9. Februar 1939 in Limburg an der Lahn geboren. Er starb am 11. Juli 2003. Zum Priester geweiht wurde er am 18. Juli 1965 kurz vor Ende des 2. Vatikanischen Konzils, das von 1962 bis 1965 tagte. Das Konzil war es auch, das seine ganze Einstellung und sein Wirken prägte.
Am 18. Juni 1973 wurde Paul Eisenkopf promoviert. Sein Doktorvater war kein geringerer als Prof. Dr. Heinrich Fries, ein Mann, der sich um die Ökumene verdient gemacht hat. Ihn kann man gut beschreiben mit einem Buchtitel, den er zusammen mit Karl Rahner 1983 herausgegeben hat: Einigung der Kirchen – reale Möglichkeit.
Seit dem Sommersemester 1973 war Paul Eisenkopf Dozent für Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar, ab 1978 Professor an dieser Hochschule.
Von 1986 bis 1990 war P. Paul Eisenkopf stellvertretender Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit Koblenz, von 1990 bis 1996 deren Vorsitzender.
Viel Zeit investierte er in die Planung, Förderung und praktische Durchführung der seit 1985 jährlichen Heimatbesuche, d.h. von Besuchen ehemaliger Koblenzer und Vallendarer Juden und deren Angehörigen, die die Shoa überlebt hatten.
Bei den jährlich stattfindenden internationalen, überkonfessionell besuchten Bibelwochen und Ostertagungen im Hedwig-Dransfeld-Haus in Bendorf brachte P. Eisenkopf sich ganz ein. Jürgen Spitzlay, Mitarbeiter in der Bibliothek der Vallendarer Hochschule, schreibt in seinen Notizen zum Gedenken an P. Eisenkopf über den Menschen Paul Eisenkopf: "P. Eisenkopf bleibt in meiner Erinnerung als humorvoll verschmitzter, hilfsbereiter, zufriedener, in sich ruhender, bescheidener, gütiger, freundlicher, besonnener, integrierender, hoffnungsvoller, verständnisvoller, ausgeglichener, ausgleichender, geistreicher, belesener, ausdauernder, praxisnaher, tatkräftiger, in der Arbeit rastloser, weitsichtiger, vielseitig interessierter und kaum aus der Ruhe zu bringender Mensch, der seine Kraft aus seiner Glaubensstärke bezog."
Bisherige Preisträger :
2005: Bischöfliches Cusanus-Gymnasium und die Regionale Schule Kobern-Gondorf
2007: Dr. Heinz Kahn / Koblenz und Polch
2009: Diesterweg-Schule Koblenz und Marion-Dönhoff-Gymnasium Lahnstein
2011: Elmar Ries / Koblenz
2013: Dietrich Schabow / Bendorf
2016: Hans-Zulliger-Schule Koblenz
2018: Werner Appel / Frankfurt
Verleihung des Paul-Eisenkopf-Preises 2018
Bericht zur diesjährigen Verleihung siehe hier.
Verleihung des Paul-Eisenkopf-Preises 2016
von rechts : Pfr. Wolfgang Hüllstrung, Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, Prof. Dr. Thomas Schneider, Laudator, Dr. Margit Theis-Scholz, Kulturdezernentin der Stadt Koblenz, Renate Schneider, Schulleiterin und der Chor der Hans-Zulliger-Schule Koblenz-Lützel.
Die Hans-Zulliger-Schule erhält den Pater-Paul-Eisenkopf-Preis
Alle zwei bis drei Jahre ehrt die Christlich-Jüdische Gesellschaft Koblenz Personen oder Institutionen, die sich im
Bewußtsein der deutschen Geschichte um das Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen
verdient gemacht haben. In diesem Jahr erhielt die Hans-Zulliger Schule in Koblenz-Lützel diesen mit 1000€
dotierten Preis.
In ihrer Ansprache begrüßte die Kulturdezernentin Dr. Margit Theis-Scholz die Gäste und Ehrengäste sowie die
Vertreter von Verbänden, Schulen und Parteien. Wolfgang Hüllstrung, Vorsitzender der Christlich-Jüdischen
Gesellschaft warf in seiner Begrüßungsrede einen Blick auf die Entstehung des Preises und seinen Namensgeber.
Prof. Dr. Thomas Schneider, Geschäftsführender Leiter des Instituts für Evangelische Theologie Universität
Koblenz-Landau, betonte in seiner Laudatio die vielfältigen pädagogischen Arbeitsbereiche, in denen den
Schülerinnen und Schülern der Hans-Zulliger-Schule das Thema „Gedenkarbeit“ nahegebracht wird. Es werden
Ausstellungen besucht, in Archiven nach interessanten Texten geforscht. Aber auch Besuche in Gedenkstätten,
z.B. in Hadamar oder im KZ Auschwitz standen schon auf dem Programm. Jährlich gestaltet eine Schülergruppe
die Feierstunde zum Gedenktag am 27. Januar in Koblenz mit, anlässlich des Jahrestages der Pogromnacht vom
9. November 1938 findet eine Meditation statt.
„Sehr wichtig ist den Lehrerinnen und Lehrern der Schule, dass es bei der Gedenkarbeit nicht um bloße
Rückschau auf die knapp zwölf dunkelsten Jahre deutscher Geschichte geht, sondern dass die Schülerinnen und
Schüler – positiv – unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und unsere offene, pluralistische Gesellschaft
zu schätzen wissen und sensibel werden für Gefährdungen jeglicher Art – von rechts wie von links; dass sie etwa
das Wahlrecht, die Pressefreiheit oder die Religionsfreiheit auch positiv nutzen, sich umfassend informieren,
Zeitungen lesen und Nachrichtensendungen anschauen, ihre eigene Meinung äußern und einbringen und ihre
Religion, sofern vorhanden, praktizieren und neugierig sind auf die Religion oder Weltanschauung der anderen“.
In ihrer Dankesrede betonte die Schulleiterin der Hans-Zulliger-Schule, Renate Schneider: "Gerade das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte ist für heutige Jugendliche nicht leicht zu verstehen. Sie brauchen die Begegnung mit Zeitzeugen und die konkrete Erfahrung von Örtlichkeiten, wie z.B. im Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz oder der Gedenkstätte Hadamar. Sie sollen erleben, dass sie mit ihren Fragen an diese Zusammenhänge, der Frage „Warum?“ nicht alleine sind, dass viele Koblenzer Bürger z.B. bei der Statio am Mahnmal, ähnlich fühlen“.
Zwischen den Reden trug der Chor der Schule unter Leitung von Angelika Palzer die beiden berührenden Lieder
„Die Gedanken sind frei“ und „Halte Deine Träume fest“ vor. Musikalisch umrahmten Pater Alban Rüttenauer
( Klavier ) und Isabel Meuser ( Violine ) von der Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar die
Feierstunde mit Sätzen aus einer Mozart-Sonate.
Verleihung des Paul-Eisenkopf-Preises 2013
v.l.n.r. Dr. Stefan Elsner, Cäcilie Schabow, Dietrich Schabow, Kulturdezernent Detlef Knopp, Vors. der CJG Hans-Werner Schlenzig, Ursula Krenzer (Schwester P. Eisenkopfs), Renate Rosenau (Tochter des letzten Arztes der Jakoby′schen Anstalt Sayn).
Die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit Koblenz hat am Sonntag, dem 10. März 2013, um 11 Uhr im Historischen Rathaussaal Koblenz, Rathausgebäude 1 (Saal Nr. 101), Eingang Jesuitenplatz, am Ende der Woche der Brüderlichkeit zum fünften Mal den Paul-Eisenkopf-Preis verliehen.
Preisträger ist Dietrich Schabow. Er hat seit Jahrzehnten die Geschichte der Juden in Bendorf erforscht und eine Reihe von Veröffentlichungen gemacht, u.a. die 1979 herausgegebene Broschüre "Zur Geschichte der Juden in Bendorf". Ein Schwerpunkt seiner Arbeit gilt der Geschichte der Israelitischen Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Gemütskranke (der Jakoby′schen Anstalt) von Bendorf-Sayn. Ab 1940 durften jüdische Psychiatriepatienten in Deutschland nur noch in Sayn aufgenommen werden. Der bekannteste Patient war der expressionistische Dichter Jakob van Hoddis. Von insgesamt 870 von Koblenz aus deportierten jüdischen Menschen stammten 573 aus dieser Klinik.
In Vorträgen und Ausstellungen hat Dietrich Schabow versucht, über das Schicksal der Juden zu informieren. Er hat sich dafür eingesetzt, dass diese Menschen vor der ehemaligen Jakoby′schen Anstalt ein Mahnmal erhielten. Am 14. Juni 2012 fand mit der aktiven Hilfe Schabows eine sehr bewegende Feierstunde zum 70. Jahrestag des Abtransportes jüdischer Mitbürger von Sayn in die Vernichtungslager statt. Er ist seit Jahren Mitglied der Landeszentrale für Politische Bildung - Abteilung Gedenkstättenarbeit.
Für Dietrich Schabow ist das Beantworten der Anfragen nach dem Schicksal früherer jüdischer Bürger, vor allem von Patienten der Jakoby′schen Anstalt, eine dauernde Aufgabe.
Laudator bei der Preisverleihung war der Ärztliche Direktor der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, Dr. Stefan Elsner. Er hob hervor, Schabow habe die Geschichte dieser Menschen detailliert nachgezeichnet und publiziert. Er sei ein Pädagoge und Aufklärer im besten Sinne, ein warmherziger Philanthrop, der der Zukunft ein Gedächtnis verleihe.