Hinweis
Hier kann man Berichte über Veranstaltungen und Ereignisse früherer Jahre lesen. Die Berichte über Veranstaltungen der zurückliegenden Monate finden sich auf der STARTSEITE.
Vortrag zum Gedenken an Pinchas Lapide
Am 28. November wäre Pinchas Lapide 100 Jahre alt geworden, wenn er nicht vor 25 Jahren verstorben wäre.
Gleichzeitig hält noch die Trauer über seine fast genau vor einem Monat verstorbene Ehefrau Ruth Lapide an. Yuval Lapide, der Sohn von Pinchas und Ruth Lapide, der sich selbst im Anschluss an seinen Vater als Brückenbauer im religiösen Dialog versteht, hat zu Ehren seines Vaters eine Blütenlese zentraler Texte unter dem Titel „Wer predigte in ihren Synagogen“ veröffentlicht.
Am 22. November hielt er dazu einen Online-Vortrag, der vom Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Rheinland-Süd e.V. und der Christlich-Jüdischen Gesellschaft gemeinsam organisiert wurde. Die am Vortrag Teilnehmenden erhielten ungewohnte Einblicke in die persönlichen Beweggründe, die Pinchas Lapide in den siebziger Jahren dazu bewogen, von Israel aus, das ihm vor der Schoah Zuflucht gewährte, mit seiner Familie (Ruth und Yuval) nach Deutschland zu gehen, von dem das Grauen damals ausgegangen war, und in Frankfurt dauerhaft sesshaft zu werden. Der ursprünglich aus Wien stammende Pinchas Lapide, so führte Yuval Lapide aus, war durch seine Lehrmeister bestens auf eine solche Herausforderung vorbereitet. Vor allem aber spürte er intuitiv die Gunst der Stunde heraus. Die Gesellschaft der Bundesrepublik wurde überkommenen christlichen Anschauungen gegenüber immer misstrauischer und zeigte sich sehr aufgeschlossen für das, was Lapide als Rehebraisierung des NT und der christlichen Theologie bezeichnet hat, die Rückführung der christlichen Botschaft auf ihre hebräischen und damit jüdischen Wurzeln, für das christliche Selbstverständnis mehr von Nutzen als von Schaden.
Manches konnte den Teilnehmenden bis hierhin noch ein wenig abstrakt erscheinen. Ein konkretes Beispiel musste her. Das „Vater Unser“ als Gebet eines Juden im jüdischen Glauben gebetet, den Christen als Gemeinschaftsgebet hinterlassen, bot sich als geeigneter Beispieltext für eine Probe aufs Exempel an. In einer bereinigten Fassung gebetet, die sich am zu rekonstruierenden hebräischen Text orientiert, indem sie zu viel Konjunktiv vermeidet und die Bitte um Schutz vor Versuchung richtig versteht, hält Yuval Lapide im Anschluss an seinen Vater dies durchaus für ein Gebet, das Juden und Christen miteinander beten könnten. Das auf Bitte von Teilnehmenden von Yuval Lapide auf Hebräisch vorgetragene „Vater Unser - Awinu“ bildete den sehr passenden Abschluss dieses mehr im Dialog gehaltenen engagierten Vortrags.
(Alban Rüttenauer)
Pogromgedenken am Sonntag, dem 13.11.2022
Das diesjährige Gedenken an die Pogrome vom November 1938 fand erstmals unter aktiver Mitwirkung von Vertretern aller drei abrahamitischen Religionen statt.
Imam Asim Jelovac (Islamische Gemeinschaft der Bosniaken Koblenz e.V.) und Superintendent Rolf Stahl (Evangelischer Kirchenkreis Koblenz) hielten zusammen eine Ansprache. Ihre Geste, der Jüdischen Kultusgemeinde nach einer kürzlich erfolgten gemeinsamen Reise eine Kopie der ‚Sarajevo Haggadah‘ zu überreichen, war als Zeichen von Brüderlichkeit berührend. „Die ‚Sarajevo Haggadah‘ ist, so Rolf Stahl, „sephardischen Ursprungs und entspricht in ihrem Inhalt den üblichen Festbüchlein zum Seder-Abend von Pesach.“
Landesrabbiner David Schwezoff und Vertreter der hiesigen Jüdischen Kultusgemeinde gaben den freien Wortbeiträgen mit Worten aus Psalmen und mit Gebeten den gebührenden Rahmen.
Das Programm, in dem auch der Hausherr der Jüdischen Kultusgemeinde, Avadislav Avadiev, und der Vorsitzende der CJG, Prof. Dr. Alban Rüttenauer SAC, einleitend zu Wort kamen, finden Sie hier >>>
Im Anschluss an die Gedenkfeier legte Oberbürgermeister David Langner einen Kranz am Mahnmal auf dem jüdischen Friedhof nieder. Zuvor hatte er in der Gedenkstunde alle Anwesenden daran erinnert, dass die Worte „Nie wieder darf so etwas wie die Pogromnacht geschehen!“ nur dann Realität werden, wenn jede und jeder am eigenen Platz dafür Sorge trägt.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung virtuos durch die beiden Nachwuchskünstler:innen Elena Salzwedel, Violine, und Floris Kurth, Violoncello, am Klavier begleitet von Karl Heinz Lindemann.
Gastfreundlich hatte die Jüdische Kultusgemeinde im Anschluss an den offiziellen Akt zu einem Imbiss und zu Getränken eingeladen. Auch diese Geste ist der besonderen Erwähnung wert.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Bruchim Habaim L‘Koblenz.
Willkommen in Koblenz. 4. -11.09.2022 und Heimatbesuch 2022
Unter diesem Motto lud die Jüdische Kultusgemeinde Koblenz mit tatkräftiger Unterstützung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit e. V. Koblenz in ihre Räume und die der Jüdischen Gemeinde an der Nahe ein.
Weitere Kooperationspartner waren der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e. V. und der Freundschaftskreis Koblenz-Petah Tikva e. V.
Die Festwoche, Teil der „Koblenzer Wochen der Demokratie 2022“, begann am 4. September als Beitrag zum Europäischen Tag der Jüdischen Kultur. Sie wurde im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" durch die Partnerschaft für Demokratie Koblenz und das Kultur- und Schulverwaltungsamt Koblenz unterstützt.
Sieben Nachkommen jüdischer, in der NS-Zeit aus Koblenz bzw. dem Umland geflohener Bürgerinnen aus den USA und Israel waren in dieser Woche als Gast in der Stadt. Zeitzeug:innen der 2. und 3. Generation erlebten gemeinsam mit Menschen verschiedenen Alters aus Koblenz und der Region, dass sie willkommen waren.
Ein bunter Strauß an Veranstaltungen lud ein zu Begegnungen, zum gemeinsamen Rückblick sowie zur Freude am religiösen und kulturellen Erbe. Über zweihundert Menschen haben an dem vielfältigen Programm, das Sie hier finden, teilgenommen. Hervorgehoben seien aus der Fülle von Eindrücken zwei Veranstaltungen, bei denen neue Kontakte entstanden: der großzügige Empfang des Oberbürgermeisters in froher Runde und der rundherum erfreuliche Tagesausflug nach Bad Kreuznach.
Das diesjährige Zusammensein mit Heimatbesuchsgästen machte noch mehr als sonst eine tiefe Verbundenheit von Gastgebern und Gästen deutlich. Ein gemeinsamer Rückblick auf die lange Geschichte der Koblenzer Heimatbesuche (ein Alleinstellungsmerkmal) und die Erinnerung an verstorbene bzw. nicht mehr reisefähige Menschen auf Seiten der Gäste und Gastgeber führten hier und da zu feuchten Augen.
Von 1985 an ist mit nur drei Ausnahmen jährlich ein Heimatbesuch realisiert worden. Manche Gäste kamen über viele, viel Jahre nach Koblenz. Nun gibt es unter unseren Heimatbesuchsgästen keine Zeitzeug:innen des Holocaust mehr. Ein historischer Moment!
Doch kein Abgesang des Heimatbesuchs! Ein Besuch der israelischen Gäste in zwei Oberstufenkursen eines Gymnasiums führte zum Beispiel allen vor Augen, wie wichtig es ist, mit Zeitzeug:innen der 2. und 3. Generation im Gespräch zu bleiben, gerade in Zeiten, in denen mehr denn je wieder Grenzen zwischen Menschen und Nationen gezogen werden.
So verabschiedete man sich mit dem festen Willen, im kommenden Jahr wieder zu einem Heimatbesuch einzuladen und nach Koblenz zu kommen.
(P. Prof. Dr. Alban Rüttenauer, Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Bruchim Habaim L‘Koblenz
Willkommen in Koblenz. 4. -11.09.2022 / Heimatbesuch
(Die fett und kursiv gesetzten Programmpunkte waren exklusiv Heimatbesuchsgästen und weiteren geladenen Gästen vorbehalten, alle weiteren waren öffentlich zugänglich; jeweils kein Eintritt). Wenn nicht anders vermerkt, fanden die Veranstaltung im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Schwerzstr. 14, 56073 Koblenz, statt.
04.09.2022, 18:00 h: Begrüßungsempfang im Hotel Brenner.
05.09.2022, 18:00 h: Empfang durch den Oberbürgermeister der Stadt Koblenz.
06.09.2022: Stolpersteinführung durch Joachim Hennig. Die Führung begann am Haupteingang des Koblenzer Hauptbahnhofs und endete am Mahnmal auf dem Reichensperger Platz. Der Rundgang führte zu 9 Stolperstein-Stationen.
06.09.2022 18:00 h: Tanz, Musik und Geschichten zum Gedenken an kürzlich verstorbene Heimatbesucherinnen mit der Tanzgruppe Tirkedu (Israelische Volkstänze); mit Konstantin Tereshkin (Klarinette), Jüdische Kultusgemeinde Koblenz; mit Beiträgen von Weggefährt:innen.
07.09.2022, 9:00 – 18:00 h: ganztägiger Busausflug zur Jüdischen Gemeinde Bad Kreuznach und Birkenfeld sowie Stadtführung.
08.09.2022: Treffen mit Schülern und Schülerinnen eines Koblenzer Gymnasiums
08.09.2022, 18:00 h: Vortrag von Dr. Ulrich Offerhaus „Der jüdische Friedhof in Koblenz“ mit anschließender Aussprache.
09.09.2022, 15:00 h: Kaffee und Kuchen im Hotel Brenner zusammen mit Heimatbesuchsgästen auf Einladung des Freundschaftskreises Koblenz-Petah Tikva e. V.
09.09.2022, 17:30 h: Führung durch Christoph Simonis: Synagoge Koblenz und jüdischer Friedhof.
09.09.2022 und 10.09.2022 Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch an Shabbat.
11.09.2022, 18:00 h: Abschlusskonzert mit der Koblenzer Gruppe „Monjoy“: Klezmermusik.
Stolperstein-Verlegungen am 6. Juli 2022
Sechs weitere Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Mitbürger, die unter der Verfolgung des Nationalsozialismus litten, wurden am Mittwoch, 6. Juli, in der Goldgrube verlegt.
Erich Spiegel lebte in der Waisenhausstraße 6 in einer damals sogenannten „Mischehe“ und wurde am 10.8.1943 in Auschwitz ermordet, die Familie Jordan lebte in der Gutenbergstraße 55. Die Eltern, Lion und Selma Jordan, wurden nach Theresienstadt verschleppt, wo der Vater starb, die Mutter wurde von Theresienstadt weiter nach Auschwitz deportiert und verstarb dort. Die volljährigen Kinder der Familie, Karoline, Friedrich Gustav und Hildegard konnten rechtzeitig nach Palästina oder in die USA emigrieren.
Schüler der St. Franziskus-Schule Koblenz hatten zusammen mit ihrem Geschichtslehrer, Herrn Michael Kranz, anhand der Residentenlisten der Stadt Koblenz die Schicksale recherchiert und stellten die Personen im Rahmen einer feierlichen Verlegung der Stolpersteine vor, die von ihnen auch würdig musikalisch umrahmt wurde. Die Schule will die Patenschaft für die Stolpersteine übernehmen, wie es auch schon für weitere Steine geschehen ist. So sollen Opfer des Holocaust auf lokaler, persönlicher Ebene kennengelernt werden, nicht nur die große unpersönliche Masse betrachtet werden.
Die Kulturdezernentin der Stadt Koblenz, Frau Dr. Theis-Scholz, würdigte in einer kurzen Ansprache das Gedenken an die jüdischen Mitbürger und betonte die Wichtigkeit der Erinnerung für die Zukunft. Neben Frau Dr. Theis-Scholz waren auch Frau Jung vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“, Pater Alban Rüttenauer, der neu gewählte Vorsitzende der christlich-jüdischen Gesellschaft Koblenz, sowie Nadine Schmitz, Vorstandsvorsitzende von „Modernes Wohnen“, vor deren Häusern die Steine verlegt wurden, anwesend.
Zum Gedenken an die Mitbürger wurden zum Abschluss der Veranstaltung weiße Rosen an den Stolpersteinen niedergelegt.
(Wolfgang Hüllstrung)
Tradition und Innovation:
Vorstandswahl vom 28.06.2022 und Verabschiedungen
Unsere Gesellschaft hat einen neuen Vorsitzenden gewählt. Der 55jährige Pater Prof. Dr. Alban Rüttenauer (Vincenz Pallotti University) tritt die Nachfolge von Kirchenrat Pfarrer Wolfgang Hüllstrung an, der die Position acht Jahre lang innehatte. Drei weitere Vorstandspositionen standen zur Wahl.
„Die rege Beteiligung an der Mitgliederversammlung zeigt, dass der Verein lebt, auch unter eingeschränkten Bedingungen in Zeiten der Pandemie“, betont der neue Vorsitzende. „Gerade jetzt beobachten wir, dass sich auch in Koblenz Vereine auflösen, weil sie niemanden finden, der für den Vorstand kandidiert. Es macht mich froh, dass wir alle Positionen besetzen konnten. Ich begrüße Dr. Paul Petzel (Andernach) als neuen Beisitzer.“ Weiterhin gehören Avadislav Avadiev als 1. Stellvertreter, Dr. Wilma Rademacher-Braick als 2. Stellvertreterin und Geschäftsführerin sowie Christoph Simonis dem Vorstand an.
Hr. Rüttenauer überschreibt seine Ideen für die nächsten Jahre mit „Tradition und Innovation: bewusst Bewährtes fortführen und beherzt Neues ausprobieren. Sich dieser Herausforderung zu stellen, ist auch das erklärte gemeinsame Ziel von uns als Gesamtvorstand“, betont er. „Da wird es etwa darum gehen, die hergebrachten regelmäßigen Veranstaltungen mit neuen ansprechenden Formaten zu versehen, einen lebendigen Austausch mit den eigenen Mitgliedern sowie den anderen Vereinen aufrechtzuhalten, um so auf Erwartungen von innen und außen angemessen reagieren zu können. Das Hauptziel bleibt bei alledem für uns die Überwindung von Antisemitismus und Intoleranz sowie die Förderung von Frieden und Dialog durch anhaltende Überzeugungsarbeit und gelebtes Beispiel.“
Zwei Mitglieder wurden aufgrund ihrer langjährigen Vorstandsarbeit gewürdigt und verabschiedet: Gernot Jonas und Hans-Werner Schlenzig. Die Verabschiedung von Hrn. Hüllstrung aus dem gewählten Vorstand und der Dank an ihn erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Nachgeholtes Konzert im Rahmen von "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland"
Unter dem Titel "Songs of Salomon" (Plakat) fand am Sonntag, 26. Juni, 19 Uhr, in der Florinskirche ein nachgeholtes Koinzert im Rahmen des Festjahrs "Jüdisches Leben in Deutschland" statt. Aufgeführt wurden Werke hebräischer und latenischer Psalmen aus jüdischer und christlicher Musiktradition. vertont von Salomone Rossi, Aspirillio Pacelli, Claudio Monteverdi und Heinrich Schütz. Dabei wurden in hebräischer Sprache mehrstimmige Vertonungen folgender Gebete aus der jüdischen Liturgie vorgetragen: Hashkivenu Adonai, Shir Hama'alot, Mizmor leToda, Ein Keloheinu und Adon Olam (siehe hier das Programm).
Musiziert haben das Mozarteum vocalEnsemble Salzburg, das Ensemble Cantus Floridus, die Cappella Confluentes unter Leitung von Jörn Andresen. Das Konzert wurde finanziell gesponsert von der Evangelischen Kirche im Rheinland und war Teil der landeskirchlichen Konzertreihe "Begegnungen mit Musik aus jüdischer und christlicher Tradition".
(Wolfgang Hüllstrung)
"Lebens.Kunst.Weisheit. Eine Ausstellung". 24. Juni – 17. Juli 2022
Wir freuen uns sehr, dass eine zweimal verschobene Ausstellung zum Thema „Weisheit“ nun durchgeführt werden kann. Die von einem Autoren -Team vorbereitete Wanderausstellung wurde schon an mehreren Orten gezeigt. In Koblenz wird sie durch die Katholische Hochschulgemeinde Koblenz, die Katholische Erwachsenenbildung, die Citykirche Koblenz am Jesuitenplatz und die CJG realisiert.
Pfarrer Johannes Stein, (Mitglied des Autoren-Teams und) neues Mitglied im erweiterten Vorstand der CJG, gestaltet einige der Begleitveranstaltungen.
Alle Details zur Ausstellung und zum Programm finden Sie hier. Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, dem 24. Juni 2022, 19:00 Uhr, in der Koblenzer Citykirche.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Ehrung von zwei Verstorbenen durch Setzen von zwei Bäumen, 26. März 2022
Ein Mitglied unserer Gesellschaft, Frau Ingeborg Markowski, hat großzügig die Kosten für die Pflanzung von zwei Bäumen in Vallendar übernommen. Bei der Aktion vom 26. März setzte unser Vorstandsmitglied Prof. Dr. Alban Rüttenauer im Rahmen der Festtagswaldpflanzung 2022 einen Baum für den früh verstorbenen langjährigen 1. Vorsitzenden der CJG, Prof. Dr. Paul Eisenkopf (1939 – 2003). Nach ihm ist der Preis benannt, den die CJG alle paar Jahre verleiht (Nähere Informationen zu ihm und zu diesem Preis finden Sie auf dieser Homepage). Fragt man diejenigen, die ihn kannten, beginnen sie sofort, von ihm und seiner den Menschen zugewandten Art zu sprechen. Sein besonders Anliegen galt dem Heimatbesuch ehemaliger jüdischer Bürgerinnen und Bürger.
Für eine dieser Heimatbesucherinnen pflanzte Dr. Wilma Rademacher-Braick einen Baum: Lea Sassoon, geboren am 15.08.1934 in Vallendar, gestorben am 12.11.2021 in Tel Aviv. Ihrer Mutter, Erna Levy, geb. Scheye, war es noch in den dreißiger Jahren gelungen, dem Naziterror mit ihrer Tochter zu entkommen.
Lea Sassoon hat an die zwanzigmal am Heimatbesuch der CJG teilgenommen. Es lag ihr viel daran, sich an ihre Wurzeln am Rhein zu erinnern, aber auch von ihrer neuen Heimat Israel zu erzählen. Viele, viele Jahre lang war ein Heimatbesuch ohne einen bis ins Detail vorbereiteten Vortrag von Lea Sassoon im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz kaum vorstellbar. Die CJG verliert mit ihr eine wache, couragierte Frau und eine der letzten Zeitzeuginnen der 1. Generation.
(Der Vallendarer Festtagswald entsteht auf einer Lichtung am dortigen Panoramaweg (parallel der Jahnstraße auf der Höhe der Sporthalle der Realschule plus). Die Bäumchen sind mit Namensschildchen kenntlich gemacht.)
Möge die Erinnerung an Paul Eisenkopf und Lea Sassoon ein Segen sein!
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Übergabe der Publikation "Jüdisches Leben in Koblenz und Umgebung" an die Jüdische Kultusgemeinde und die CJG am 14. März 2022
Die Koblenzer Kulturdezernentin, PD Dr. Margit Theis-Scholz, nahm das Purim-Fest 2022 zum Anlass, feierlich die Broschüre „Jüdisches Leben in Koblenz und Umgebung“ zu überreichen. Stellvertretend für die Herausgeber waren Dr. Andreas Metzing, Evangelische Kirche im Rheinland. Archivstelle Boppard, und apl. Prof. Dr. Thomas M. Schneider, Universität Koblenz-Landau, im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz zugegen. Deren 1. Vorsitzende, Avadislav Avadiev, und die Geschäftsführerin der CJG, Dr. Wilma Rademacher-Braick, dankten der Stadt Koblenz dafür, dass die Broschüre kostenlos an Koblenzer Schulen weitergegeben werden kann. Die Geschichte jüdischer Bürgerinnen und Bürger verstärkt im Unterricht zu behandeln ergänzt in guter Weise die Stolpersteinpatenschaften von Schulen. Einige „exemplarische Unterrichtsmaterialien und -ideen samt Hinweisen für die Lehrkräfte“ (so die Herausgeber im Vorwort der Broschüre) laden dazu ein, jungen Menschen „Jüdisches Leben in Koblenz und Umgebung“ als selbstverständlichen Teil der Orts- und Regionalgeschichte näher zu bringen.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Woche der Brüderlichkeit vom 6.-13. März 2022
Am Sonntag, 6. März 2022, wurde die Woche der Brüderlichkeit in Osnabrück eröffnet. Sie stand in diesem Jahr unter dem Motto "Fair Play - Jeder Mensch zählt". Die Eröffnungsveranstaltung wurde als Online-Veranstaltung konzipiert und per Livestream übertragen. Nähere Informationen unter: https://www.deutscher-koordinierungsrat.de/wdb-aktuell
In Koblenz konnte auch in diesem Jahr bedauerlicherweise keine eigene Veranstaltung stattfinden. Der Vorstand hatte die Mitglieder der Gesellschaft zuvor mit einem Schreiben und einer Grußkarte darüber informiert. Die Grußkarte, die Sie hier finden, lässt uns einen Blick tun in den Innenraum der Koblenzer Synagoge und spricht mit einem Motiv des Wandgemäldes im Gemeindesaal unser aller Wunsch nach SHALOM aus.
"Fair Play - Jeder Mensch zählt" – dieses Motto der Woche der Brüderlichkeit hat in ungeahnter Weise Aktualität bekommen. Es ist Beschreibung dessen, was für uns Geltung hat und zugleich Handlungsaufforderung ist. Beten wir um Frieden in Europa, setzen uns nach Kräften für ihn ein, und halten wir dabei Frieden in unserem Umfeld!
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Gedenken an die NS-Opfer am 27. Januar 2022
Gedenken an die NS-Opfer am 27. Januar 2022 anlässlich der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945
Am diesjährigen 27. Januar gedachte Koblenz „der ehemaligen, vor allem jüdischen Nachbarn aus Koblenz und Umgebung, die dem Rassenhass Hitler-Deutschlands zum Opfer fielen, in sieben Deportationen von Koblenz aus ‚nach dem Osten‘ verschleppt und im Holocaust ermordet wurden“ (Handzettel der Stadt Koblenz sowie der ausrichtenden Vereine: Förderverein Mahnmal Koblenz, CJG und Freundschaftskreis Koblenz - PetahTikva).
Die Gedenkveranstaltung auf dem Reichensperger Platz fand wegen der Corona-Pandemie nur im kleinen Rahmen eingeladener Gäste statt.
Die anschließende Gedenkstunde in der Citykirche am Jesuitenplatz wurde ohne Publikum aufgezeichnet und konnte per Livestream miterlebt werden. Es sprachen der Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, David Langner, der Vorsitzende des Fördervereins Mahnmal, Dr. Jürgen Schumacher, Superintendent Rolf Stahl (Evangelische Kirche), Dechant Thomas Darscheid (Katholische Kirche), Pfarrer Ralf Staymann (Altkatholische Kirche) sowie ein Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde. Die musikalische Gestaltung lag in den Händen von Santana Reinhardt.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Einführung des neuen Landesrabbiners am 5. Dezember 2021
Der Landesverband jüdischer Gemeinden Rheinland-Pfalz hatte am 5.12.2021 zur Einführung eines neuen Landesrabbiners eingeladen. Bisher gab es in Rheinland-Pfalz kein solches Amt. Von daher stellt die Einführung von Herrn David Schwezoff zum Landesrabbiner ein für das jüdische Leben in Rheinland-Pfalz bedeutsames Ereignis dar.
Zu der Einführungsfeier am Sonntag, 5.12.2021, 14 Uhr, in der Synagoge in Koblenz kamen zahlreiche eingeladene Gäste aus Politik, öffentlicher Verwaltung und Kirchen. In der jüdischen Allgemeine wurde ein Bericht dazu veröffentlicht (hier aufrufbar).
(Wolfgang Hüllstrung)
Seminarreihe "Talmud und Bibel in jüdischer und christlicher Perspektive" bis zum 25.11.2021
Onlineveranstaltung in Kooperation mit dem evangelischen Erwachsenenbildungswerk
Der Talmud ist eines der wichtigsten Werke des Judentums, über das Christen in der Regel kaum etwas wissen. An drei Abenden sind die beiden Referenten - Oberrabbiner David Geballe, Jüdische Gemeinde Duisburg, und Landespfarrer Wolfgang Hüllstrung, Beauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland für das christlich-jüdische Gespräch und Vorsitzender der CJG - folgenden Fragen nachgegangen: Was ist der Talmud als literarisches Werk? Welchen Stellenwert hat er im Judentum in Geschichte und Gegenwart? Wie geht ein Rabbiner heute mit dem Talmud um? In welchem Verhältnis steht er zum Tanach, der hebräischen Bibel? Welche Rolle spielen die nachtalmudischen rabbinischen Kommentare? In welchem Verhältnis steht der Talmud zum Neuen Testament? Welches Bild von Jesus wird im Talmud vermittelt? Wie geht man heute im Christentum mit dem Talmud um?
Die Online-Seminarreihe bestand aus drei Einheiten: am 17.8.2021, 20.10.2021 und am 25.11.2021, jeweils 19:00 - 20.30 Uhr. Wer an der Zusendung der Arbeitsmaterialien, die Rabbiner Geballe und Pfarrer Hüllstrung erstellt haben, interessiert ist, kann sich gerne per Email melden unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
(Wolfgang Hüllstrung)
Vortrag am 16.11.2021: Die Grundlage des Judentums. Religion oder Lebensweise?
Am 16.11.2021 fand ein Vortrag des 2. Vorsitzenden der CJG und 1. Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Avadislav Avadiev, in deren Räumen statt. Es ging um das Fundament des jüdischen Glaubens, das in der Tora gelegt ist. Dabei wurden Fragen beantwortet wie: Warum nennt man Juden das Volk des Buches? Was bedeutet die Tora? Warum ist die Beschneidung sehr wichtig? Wie feiert man Shabbat, und welche Regeln gibt es? Warum haben jüdische Menschen einen eigenen Kalender, warum isst man am Pessachfest Mazzot, warum trägt man eine Kippa? Warum ist die Mindestzahl von zehn G‘ttesdienstbesuchern (Minjan) notwendig? Avadislav Avadiev führte auf anschauliche Weise in all diese Themen ein.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Pogromgedenken am 14.11.2021 um 15 Uhr
Traditionell findet am Sonntag nach dem 9. November im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz ein Pogromgedenken mit einer Ansprache und Musik sowie anschließender Kranzniederlegung auf dem jüdischen Friedhof durch den Oberbürgermeister der Stadt Koblenz statt. So auch in diesem Jahr. Das Ritual des Gedenkens gibt den Rahmen, und es schützt vor dem Vergessen. Das Ritual ermöglicht es, sich in dieser einen Stunde gemeinsam der Erinnerung an die Gräuel der NS-Zeit zu stellen, so sinngemäß Dr. Paul Petzel, Mitglied des erweiterten Vorstands der CJG. Pastoralreferentin i.R. Jutta Lehnert hielt die Ansprache mit Überlegungen zum Brüderkonflikt zwischen Jakob und Esau (Gen / 1. Mose / Bereschit 25). Musikalisch gestaltet wurde die Veranstaltung mit Eigenkompositionen des Gitarristen Jonas Becker.
In mancherlei Hinsicht wurden im Rahmen des Rituals diesmal besondere Akzente gesetzt. So war Landesrabbiner David Schwezoff zum ersten Mal dabei. Er las einen hebräischen Psalm, sprach das Friedensgebet und Gebete am Denkmal auf dem Friedhof.
Und es war eine Gruppe aus den USA im Raum: jüdische Menschen, zu Gast an der Mosel. Anhand ihrer Geschichte wurde leibhaftig erfahrbar, was „Naziterror, verübt an jüdischen Bürgerinnen und Bürgern unserer Region“ heißt. Alyse Lichtenstein, eine junge Frau, gebürtig in Boston, richtete stellvertretend für ihre Familie das Wort an die Anwesenden. Ihre Vorfahren hatten 1942, kurz vor Ihrer Deportation, christlichen Nachbarn ein wertvolles Tafelservice zur Aufbewahrung übergeben. Ihr Wunsch „Geben Sie es uns wieder, wenn wir zurückkommen!“ hatte sich nicht erfüllt. Sie kamen nicht zurück. Siegmund und Thekla Feiner, ihre Tochter Johanna und weitere Familienmitglieder wurden ermordet.
Achtzig Jahre hat es gedauert, bis es gelang, Nachfahren der Familie Feiner ausfindig zu machen und ihnen das Goldrandgeschirr in Kobern zu übergeben. Dass die CJG diesen „Heimatbesuch“ durch einen finanziellen Beitrag mit ermöglichen durfte, ist gut.
Mit einer kostenlos zugänglichen Konzertlesung "Ich hatte einst ein schönes Vaterland..." hatte die Stadt Koblenz am 30.10.2021 im Festjahr „1700 Jahre Judentum“ das Thema „Verlorene Heimat Deutschland“ aufgegriffen. Einen Scheck in namhafter Höhe aus dem Spendenvolumen im Rahmen dieser Veranstaltung überreichte die Koblenzer Kulturdezernentin, Dr. Margit Theis-Scholz, dem Vorsitzenden des Fördervereins Neue Synagoge für Koblenz e.V.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Moderiertes Konzert „BEGEGNUNGEN. Shalom chaverim. Musik von jüdischen Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts“ am 23.10.2021
Am 23.10.2021 fand im Görreshaus in Koblenz ein Moderiertes Konzert „BEGEGNUNGEN. Shalom chaverim. Musik von jüdischen Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts“ statt. Das Trio David Arbeiter, Katharina Wimmer und Ingrid Wendel spiegelte die Entwicklung der Musik jüdischer Komponisten innerhalb dieser Zeit und spannte den Bogen von Ernest Bloch bis Paul Schönfield. Hier finden Sie das Programm.
Vor ausverkauftem Haus überzeugte das Trio mit einer gekonnten Programmauswahl und einer engagierten, frischen Darbietung. Die Begegnung mit Musik jüdischer Komponisten zauberte hier und da ein Lächeln auf die Gesichter von Besucherinnen und Besuchern.
Das Publikum – zu einem Viertel waren es Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz – dankte mit begeistertem Applaus. Als Geste des Dankes wurde den Mitgliedern des Trios je eine Flasche koscheren Weines überreicht.
Veranstalter waren die CJG und die Jüdische Kultusgemeinde Koblenz in Kooperation mit dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie. Finanziell unterstützt wurde das Konzert durch die Evangelische Kirche im Rheinland.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Outdoor-Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“, 10.09. - 3.10.2021
Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, die Wanderausstellung nach Koblenz zu holen.
Der Sportbund Rheinland e. V. kommentierte die Ausstellung vorab mit folgenden Worten: "Anlässlich '1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland' wird der Sportbund Rheinland gemeinsam mit der Stadt Koblenz und dem Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V. auf Anregung und mit tatkräftiger Unterstützung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit e. V. Koblenz im September auf das vielfältige Leben jüdischer Sportler in Deutschland hinweisen.“
Die Eröffnung der Ausstellung fand am 9.09.2021 auf dem Koblenzer Clemensplatz inmitten der 17 lebensgroßen Stelen statt. Grußworte sprachen Monika Sauer, Präsidentin des Sportbunds Rheinland e. V., die Koblenzer Bürgermeisterin Ulrike Mohrs und Walter Desch, Präsident des Fußballverbandes Rheinland und Vertreter der DFB-Kulturstiftung. Anschließend führte der Kurator der Ausstellung, Prof. Dr. Lorenz Pfeiffer, Universität Hannover, in die Ausstellung ein und stellte die beeindruckenden Lebensläufe der portraitierten Sportler und Sportlerinnen vor.
Die zweisprachige Open-Air-Ausstellung (deutsch / englisch) fand auf dem Clemensplatz, in unmittelbarer Nähe zum Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz auf dem Reichenspergerplatz, einen angemessenen, zentral gelegenen Ort. Auch Touristinnen und Touristen, die das Schloss und das Deutsche Eck besuchten, konnten sich en passant auf die Ausstellung einlassen.
Nähere Informationen zur Geschichte von jüdischen Athleten und Athletinnen im deutschen Sport gibt es in einer Online-Ausstellung, siehe www.juedische-sportstars.de
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Mitgliederversammlung am 30.09.2021
Die diesjährige Mitgliederversammlung fand am 30.09.2021 im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz unter Leitung von Prof. Dr. Alban Rüttenauer statt.
Nach dem Tätigkeitsbericht über das (Pandemie-)Jahr 2020 durch den Versammlungsleiter trug die Geschäftsführerin, Dr. Wilma Rademacher-Braick, den Kassenbericht vor. Sie dankte allen Spenderinnen und Spendern.
Der Kassenprüfer, Egbert Wisser, hatte verhinderungsbedingt der Geschäftsführerin vorab schriftlich eine ordnungsgemäße Kassenführung bescheinigt. Er empfahl deren Entlastung und in einem weiteren Schritt die des ganzen Vorstandes. Die Entlastung wurde jeweils erteilt.
Dr. Wilma Rademacher-Braick wurde erneut zur Geschäftsführerin gewählt. Anwesende dankten ihr für die bisher geleistete Arbeit für die CJG, aktuell auch für das besondere Engagement im Zusammenhang mit der gerade abgeschlossenen Festwoche zu Sukkot.
Claudia Wickert, 2020 zur kommissarischen Kassenprüferin ernannt, hatte mitgeteilt, dass sie der Aufgabe nicht weiter nachkommen könne und sich deshalb nicht zur Wahl stelle. Der Versammlungsleiter dankte ihr für die Unterstützung von Herrn Wisser. Professor Friedrich W. Seibel hat sich vorab bereit erklärt, (einmalig) bei der Kassenprüfung über 2021 mitzuwirken. – Die Nachwahl Kassenprüfer/in wurde auf die nächste Versammlung verschoben.
Danach gab der Versammlungsleiter einen Ausblick auf die nächsten Monate. Es schloss sich eine intensive Aussprache darüber an, welchen Aufgaben man sich in der nächsten Zeit stellen sollte. Gewünscht sind mehr Begegnungsformate. Der Vorstand wurde auch gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass die Gesellschaft baldmöglichst einen gendergerechten Namen bekommt.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
SUKKOT / Laubhüttenfest vom 20. - 27.09.2021 in den Räumen der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz
Die hiesige Jüdische Kultusgemeinde wollte in der Zeit vom 20. - 27. September mit tatkräftiger Unterstützung der CJG im Rahmen der bundesweiten Festwoche SUKKOT XXL ("1700 Jahre jüdisches Leben nördlich der Alpen") auf der Wiese in der Weißer Gasse täglich mit einem Programm präsent sein. Einen besseren Ort in Koblenz für die Festwoche als die Wiese hätte es nicht geben können. An diesem Ort wird die neue Synagoge gebaut werden. Es wäre ein Zeichen gewesen: Die Jüdische Kultusgemeinde ist sichtbarer Teil der Koblenzer Bürgerschaft und mit Freunden und Unterstützerinnen an ihrem künftigen Ort angekommen.
Aber die Wiese bot, da ohne Infrastruktur, jede Menge unerwarteter und von einem gewissen Punkt an nicht mehr meisterbarer Herausforderungen. Deshalb wurden die Feierlichkeiten zu Sukkot in die Räumlichkeiten der Jüdischen Kultusgemeinde und deren Sukka verlegt. Das Programm finden Sie HIER >>>
Die Ortsverlegung erschien anfangs wie eine unliebsame Notlösung. Nach und nach aber wurde deutlich, dass sie auch Ihre Vorteile hatte. Besucherinnen und Besucher erlebten Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde in ihren Räumen. Sie genossen in besonderer Weise deren Gastfreundlichkeit und wurden im Nachgang zur feierlichen Eröffnung, zu Vorträgen, Konzerten und moderierten Fragestunden mit einem koscheren Imbiss und koscherem Wein oder anderen Getränken bewirtet. Selten habe, so die Reaktion von Gästen, eine so offene Möglichkeit bestanden, Fragen jeder Art zu stellen und ins Gespräch zu kommen. Landesrabbiner David Schwezoff und der Vorsitzende der Kultusgemeinde, Avadislav Avadiev, standen auch nach den Veranstaltungen nahezu durchgehend für Fragen zur Verfügung.
Als ein Beispiel für besonders bewegende Momente sei die spontane Einladung der Gäste zur Hawdala-Zeremonie, zur Trennung des Shabbat von den Arbeitstagen der Woche, genannt. Alle durften den Eindruck des Anzündens der Hawdala-Kerze und der Segenssprüche sowie den Wohlgeruch der Kräuter aus der Besamimbüchse mit nach Hause nehmen. Augen leuchteten.
Gegen Ende der Festwoche zog der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde ein Resümee: „Wir werden keine 1700 Jahre warten, bis wir noch einmal ein solches Fest veranstalten.“ Dem ist seitens der CJG nichts hinzuzufügen.
Die Festwoche wurde im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben!" durch die Partnerschaft für Demokratie Koblenz und das Kultur- und Schulverwaltungsamt Koblenz finanziell unterstützt sowie durch Sachleistungen von „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Vortrag am 14.9.2021; "Das jüdische Koblenz – Was wir über das jüdische Leben zwischen Rhein und Mosel nicht wissen"
Einen Vortrag mit dieser Überschrift hielt Dr. Ittai Joseph Tamari, seit 16 Jahren Leiter des Zentralarchivs zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, am 14. 09.2021 im Bundesarchiv Koblenz. Just am Vormittag dieses Tages hatte das Zentralarchiv in Heidelberg seinen Umzug vom Jahresbeginn in neue Räume gefeiert.
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, dem Freundschaftskreis Koblenz-Petah Tikva e.V., der CJG und dem Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e. V. statt. Der erste öffentliche Vortrag im Bundesarchiv unter Pandemiebedingungen im Jahr 2021 war sehr gut nachgefragt.
Dr. Tamari schlug zu Beginn seines Vortrags den Bogen zum Umzug des Zentralarchivs und erklärte zur Freude der Zuhörerschaft, man baue keine neuen Archivräume, wenn man wieder gehen wolle. Vielmehr formuliere man die Botschaft: Wir sind da, und wir werden hier eine Geschichte haben.
Schnell machte Dr. Tamari deutlich, dass er die Überschrift seines Vortrags mit Bedacht gewählt hatte. Er werde, führte er aus, über eine Lücke sprechen, die es noch zu füllen gelte. Wie fesselnd und bisweilen vergnüglich er das zu tun verstand! Wer erwartet hatte, ausschließlich akribisch zusammengetragene Daten mitschreiben zu können, ging mit einigen wenigen Notizen nach Hause. Alle aber, die sich auf eine Erzählung über Momente jüdischen Lebens in Koblenz seit Beginn des 12. Jahrhunderts einließen, gerieten in den Bann des Referenten.
Bekannte jüdische Gelehrte und Rabbiner, die es nachweislich in Koblenz gegeben habe, hätten, so Dr. Tamari, immer wieder Schüler zum Lernen, zum Gespräch und zum Fragen um sich versammelt. Koblenz sei einer der Orte mit Ausstrahlungs- und Anziehungskraft gewesen, in dem jüdische Menschen in die „Magie des Lernens“ hineingenommen worden seien und von wo aus sie weitergezogen seien. Dass Koblenz jahrhundertelang ein Ort jüdischer Gelehrsamkeit gewesen sei, werde man, so Dr. Tamari, als Ergebnis noch zu tätigender Forschung eines Tages deutlicher als heute belegen können.
Nachträgliche Anmerkung: Bereits Ende September 2021 ist eine Veröffentlichung über die Geschichte der Juden in Koblenz auf der Homepage des Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. erschienen. Der Titel der Ausarbeitung von Joachim Hennig lautet: „Von der ‚Universitas Iudeorum in Confluencia‘ zu Körperschaften des öffentlichen Rechts – Geschichte der Juden in Koblenz“, https://www.mahnmal-koblenz.de/index.php/infos/informationen-von-2021/1044-endlich-da-viele-wichtige-informationen-zur-geschichte-der-juden-in-koblenz
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Bericht vom Konzert am 11.7.2021
Am 11.07.2021, 15-18 Uhr, fand ein Openair-Konzert auf dem Florinsmarkt "Hava Nagila - Lasst uns glücklich sein".mit Musik aus jüdischer und christlicher Tradition statt, mit dem die Reihe der (präsenten) Veranstaltungen zum Festjahr 2021 "Jüdisches Leben in Deutschland" in Koblenz eröffnet wurden. Musiker/innen und Sänger/innen aus Koblenz und das Ensemble Kol Colé aus Köln gestalteten gemeinsam ein Konzert mit Werken aus Klassik, Sakralmusik, Spirituals, Klezmer und jiddischen Liedern. Das ausgebuchte Konzert wurde in Kooperation mit der jüdischen Kultusgemeinde und der Evangelischen Kirchengemeinde Koblenz-Mitte durchgeführt. Das Programm mit den vorgetragenen Stücken kann man hier einsehen. Die bemerkenswerte Rede, die Rabbiner Schwezoff auf Englisch gehalten hat, kann man hier in deutscher Übersetzung nachlesen.
(Wolfgang Hüllstrung)
Jüdische Feste und Bräuche, Vortrag vom 01.07.2021
Am 1.07.2021 gab es einen Vortrag des 2. Vorsitzenden der CJG und Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Avadislav Avadiev. Einige jüdische Feste und Bräuche muten bekannt an, trug er vor: Pessach, Neujahrsfest, Kerzen in der dunklen Jahreszeit an Chanukka ... Aber kennen Sie auch Jom Kippur – einen Tag in Stille, Gedanken und voller Gebete, das jüdische Laubhüttenfest Sukkot oder Purim, ein sehr ausgelassenes Fest?
Der kurzweilige Vortrag fand in den Räumen der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz statt.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
50-jähriges Jubiläum der CJG
Unsere Gesellschaft wurde am 15. April 1971 gegründet, sie besteht 2021 also seit einem halben Jahrhundert.
Welch eine lange Zeit!
Die Wiege der Gesellschaft war die ökumenische Bildungs- und Begegnungsstätte Hedwig-Dransfeld-Haus in Bendorf. Die aus Kontakten zum Leo-Baeck-College in London entstandene jüdisch-christliche Bibelwoche und die aus dem Kontakt zur Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz hervorgegangene christlich-jüdische Arbeitsgemeinschaft im mittelrheinischen Raum führten am 15. April 1971 zu dem offiziellen Beschluss, eine solche Gesellschaft für Koblenz zu gründen. Noch im Mai desselben Jahres erfolgte die Aufnahme in den Deutschen Koordinierungsrat.
Wir wollten dieses besondere Jubiläum punktgenau am 15. April 2021 im Historischen Rathaussaal feiern. Elmar Ries, langjähriger Vorsitzender der CJG, hätte sich darüber gefreut, seinen Festvortrag vor einem großen Publikum halten zu können, mit uns gute Musik zu genießen sowie Grußworten aus Stadt und Land zu lauschen.
Beim anschließenden Empfang wäre man ins Gespräch gekommen und hätte sich über alte Zeiten und neue Vorhaben ausgetauscht. Wie war das damals? Manches ging 1971 schneller als heute. So wundert man sich über einen wie selbstverständlich klingenden Satz im Gründungsprotokoll vom 15. April: Drei der acht Gründungsmitglieder werden beauftragt, „zum 21. ds. Js. eine Satzung des Vereins zu erarbeiten und zur Unterschrift vorzulegen.“ Heute würde das geringfügig länger als sechs Tage dauern. Andere Zeiten, andere Abläufe!
Da wir unter Pandemiebedingungen das Jubiläum nicht so feiern könnten, wie es angemessen wäre, hat der Vorstand beschlossen, auf eine Feier zu verzichten.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Feier zur Woche der Brüderlichkeit am 14.3.2021
Viele Veranstaltungen mussten pandemiebedingt abgesagt oder in abgeschwächter Form durchgeführt werden. Auch die Veranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit in Koblenz haben wir schweren Herzens aufzugeben beschlossen, ehe wir etwas anbieten, an dem nur ein sehr eingeschränkter Kreis von Personen teilnehmen kann.
Die bundesweite Eröffnungsfeier zur "Woche der Brüderlichkeit" am 7.3.2021 in Stuttgart mit Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille fand ohne Publikum statt. Die Aufzeichnung von dieser Feier durch das SWR Fernsehen findet sich hier >>>
Das Leitthema der Woche der Brüderlichkeit lautet „… zu Eurem Gedächtnis: Visual History“. Erinnern und Gedenken spielen mit unterschiedlichen Akzenten sowohl im Judentum als auch im Christentum eine entscheidende Rolle. Beides sollte heute auch besonders in seiner gesamtgesellschaftlichen Bedeutung wahrgenommen werden.
Die Buber-Rosenzweig Medaille geht in diesem Jahr an Christian Stückl für seine Neubearbeitung der Oberammergauer Passionsspiele, die er im Lauf der Zeit immer mehr von antisemitischen Anspielungen gereinigt hat.
(Der Vorstand)
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.2021
Am 27. Januar konnten in diesem Jahr pandemiebedingt keine Veranstaltungen vor Ort abgehalten werden, weder am Mahnmal auf dem Reichensperger Platz noch in der Citykirche. Doch heißt das nicht, dass der Tag achtlos vorüberging. Es gab virtuelle Veranstaltungsformate.
Bei der Gedenkveranstaltung des Landtags Rheinland-Pfalz schlug dessen Präsident, Hendrik Hering in der Eingangsrunde eine Arbeitsgruppe des Landtags vor. Sie werde sich mit der Frage beschäftigen, wie die Erinnerungskultur weiterentwickelt werden könnte angesichts dessen, dass bald keine Zeitzeugen mehr unter uns sein werden. Diese Frage stellt sich auch hinsichtlich des Heimatbesuchs ehemaliger jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Koblenz und der Umgebung.
Die Stadt Koblenz hatte einen Filmbeitrag erarbeitet, der weiter verfügbar ist. Oberbürgermeister David Langner forderte nachdrücklich dazu auf, sich bewusst zu machen, was in der NS-Zeit an Grauenhaftem geschah und was im Vorfeld dazu geführt habe: „Irgendwann fängt es an“. Der Vorsitzende des Mahnmalvereins, Dr. Jürgen Schumacher, ging wie die Kulturdezernentin, Dr. Margit Theis-Scholz, auf jüdische Opfer aus dem Stadtgebiet Koblenz ein. Diese Menschen lebten „nicht an fernen Orten, sondern in unserer Stadt.“ Exemplarisch erzählte Dr. Schumacher von der Familie Schönewald aus der Bahnhofsstraße. Die drei Kinder gehörten zu den ganz wenigen der 600 jüdischen Bürgern und Bürgerinnen aus Koblenz, die überlebten; ihre Mutter, Berta Schönewald, wurde 1942 ermordet. Eindringlich sprach Dr. Schumacher die Hoffnung aus, dass das Wissen um die Vergangenheit zur Besonnenheit führen möge: „Der Zivilisationsprozeß ist nicht unumkehrbar.“ - Musikalisch gestaltet wurde die Gedenkstunde von zwei Mitgliedern der Familie Reinhardt.
Bei Einbruch der Dunkelheit brachten Vorstandsmitglieder des Mahnmalvereins stellvertretend für alle, die aufgrund der Beschränkungen nicht vor Ort sein durften, Personentafeln und Rosen am Mahnmal an und entzündeten Lichter. Bilder davon wurden bei der bundesweiten Aktion https://www.lichter-gegen-dunkelheit.de/ eingestellt.
Die Arbeitsgemeinschaft Frieden Trier hatte anlässlich des 27. Januar 2021 einen kleinen Film vorbereitet. Vorgestellt werden Dr. Heinz Kahn (langjähriger Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz) sowie die Schwestern Erna, Hilda und Maria Reinhardt, https://vimeo.com/elenovela/agftrier
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Online-Veranstaltung vom 18.01.2021: Judentum verstehen: Die Feier des Schabbat und die schöpferische Ruhe
Der Schabbat ist für religiöse Juden der wöchentliche Ruhetag, reich an jahrtausendealter Tradition und – bei allen Regeln - geprägt von Lebensfreude. Er verschafft Mensch und Schöpfung eine bewusste Pause. Einen anschaulichen Einblick in das, was der Schabbat als Kraftquelle sein soll und kann, vermittelte ein Abend mit Arie Rosen und Yedidia Toledano.
Arie Rosen, als Sohn von Lea Fleischmann in Deutschland geboren und aufgewachsen, wanderte vor 35 Jahren nach Israel aus und ist heute in der Bildungsarbeit, auch interkulturell, tätig. Yedidia Toledano, ein chassidischer Musiklehrer, ergänzte den Vortrag gekonnt durch Lieder zum Schabbat. Beide waren online aus Jerusalem zugeschaltet.
Die über 50 Zuhörerinnen und Zuhörer bekamen durch eine interaktiv gestaltete Umfrage die Gelegenheit, sich selbst mit der Frage auseinanderzusetzen, was für sie einen wöchentlichen Feiertag ausmacht, sei es der Schabbat oder der Sonntag. Gibt es (abgesehen von Pandemiezeiten) noch folgende Merkmale: besondere Kleidung, Gottesdienstbesuch, festliches Essen mit der Familie und mit Freunden?
Die Veranstaltung stellte als Kooperation des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz, der Christlich-Jüdischen Gesellschaft und des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks Rheinland-Süd. E. V. eine gelungene Premiere dar. Unsere Gesellschaft war mit etlichen Teilnehmenden sichtbar vertreten.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Nachruf auf Hans-Peter Kreutz
Die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit e. V. Koblenz trauert um Hans-Peter Kreutz, der am 17.12.2020 völlig überraschend verstorben ist. Mit Hans-Peter Kreutz haben wir einen Menschen verloren, der die Arbeit unserer Gesellschaft stets unterstützend und engagiert begleitet hat. Lange Jahre war er als Geschäftsführer tätig. Bis heute hat er die Stolperstein-Verlegungen für Koblenz und Umgebung organisiert und koordiniert. Und auch in anderen Bereichen des kulturellen Lebens unserer Stadt hat er sich durch sein tatkräftiges Engagement verdient gemacht.
In Dankbarkeit gedenken wir seiner - und trauern mit Familie Kreutz.
(Wolfgang Hüllstrung)
Pogromnacht-Gedenken am 9. November 2020
Das diesjährige Pogromnacht-Gedenken fand am 9. November 2020, 18 Uhr, statt. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte in diesem Jahr keine längere Gedenkveranstaltung im Gemeindesaal der Synagoge begangen werden. Deshalb gabe es von 18.00-18.30 Uhr ein gemeinsames Gedenken am Platz vor dem Mahnmal auf dem jüdischen Friedhof an der Schwerzstraße. Nicht nur Mitglieder der christlich-jüdischen Gesellschaft und der jüdischen Kultusgemeinde haben teilgenommen. Auch viele Personen aus dem öffentlichen Leben (Politik, Kirchen, Gerichte, Polizei) sind der Einladung gefolgt.
Gesprochen haben Oberbürgermeister Langner, der Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde, Avadislav Avadiev, sowie der Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, Pfarrer Hüllstrung. Der Vorbeter der Gemeinde hat aus der hebräischen Liturgie einige Gebete rezitiert. Außerdem hat der Oberbürgermeister einen Kranz am Mahnmal verlegt.
(Wolfgang Hüllstrung)
Vortragsreihe zum Judentum ab 3. November 2020
Am 3.11.2021 um 18 Uhr beginnt eine Vortragsreihe in der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz (Schwerzstraße 14) zu vier Themenbereichen:
- "Die Grundlage des Judentums: Religion oder Lebensweise?"
- "Jüdischer Gottesdienst – ungewohnt und vertraut"
- "Jüdische Feiertage"
- "Familien im Judentum"
Gehalten werden die Vorträge von Avadislav Avadiev, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz wie auch des Landesverbands der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz.
Die weiteren Termine der Vorträge sind: 4.12.2020, 16.30 Uhr, 27.4.2021, 18 Uhr, und 8.6.2021, 16.30 Uhr.
Nähere Informationen erhält man bei der Katholischen Familienbildungsstätte Koblenz e. V. (www.fbs-koblenz.de), wo man sich auch anmelden kann.
(Wolfgang Hüllstrung)
Heimatbesuch 2020 musste abgesagt werden
Wegen der Auflagen für persönliche Kontakte und Reise-Beschränkungen sah sich der Vorstand leider gezwungen, den Heimatbesuch 2020 abzusagen. Seit Bestehen unserer Gesellschaft ist dies nun das zweite Mal, dass der Heimatbesuch ausfällt. Deshalb hat sich der Vorstand diese Entscheidung keinesfalls leicht gemacht. Im nächsten Jahr soll der Heimatbesuch aber auf jeden Fall wieder stattfinden. Als Termin ist dafür festgelegt worden: 4.-11. Juli 2021.
(Wolfgang Hüllstrung)
Vortrag im Rahmen der Reihe "Große jüdische Denker/innen" über Hannah Arendt am 23. März 2020
!! VERANSTALTUNG WURDE WEGEN DER CORONA-PANDEMIE ABGESAGT !! Der vierte Vortrag im Rahmen der Reihe "Große jüdische Denker/innen" wird der in Hannover geborenen Philosophin und politischen Theoretikerin Hannah Arendt gewidmet sein. Der Philosoph Dr. Martin Braun, Lehrer am Koblenz-Kolleg und Lehrbeauftragter der Universität Koblenz, wird Leben und Werk Arendts vorstellen.
Zeit/Ort: Montag, 23.03.2020, 19 Uhr, im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Schwerzstraße 14
Christlich-Jüdische Feier zur Woche der Brüderlichkeit am 15. März 2020
!! VERANSTALTUNG WURDE WEGEN DER CORONA-PANDEMIE ABGESAGT !! Anlässlich der Woche der Brüderlichkeit laden wir zur einer jüdisch-christlichen Gemeinschaftsfeier in die Koblenzer Synagoge ein. Das Jahresthema 2020 zur Woche der Brüderlichkeit lautet: "Tu deinen Mund auf für die Anderen". Die Ansprache wird der Beauftragte für Christlich-Jüdischen Dialog des Kirchenkreises Koblenz, Pfarrer Michael Schnankweiler-Schell, Oberwinter, halten. Die musikalische Gestaltung liegt in Händen des Klarinettenduos Muriel Backmeyer / Charlotte Dohr. Zeit/Ort: Sonntag, 15.03.2020, 15 Uhr, in der Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Schwerzstraße 14.
(Wolfgang Hüllstrung)
Mitgliederversammlung und Lesung am 10. Februar 2020
Am 10. Februar 2020 fand im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde die diesjährige Mitgliederversammlung statt. Ein wichtiger Tagesordnungspunkt war die Vorstandswahl, konkret die für den 1. und 2. Vorsitz sowie für die Position der Beisitzer/innen. Die bisherigen Vorstandsmitglieder stellten sich erneut zur Wahl. Alle vier (Wolfgang Hüllstrung, Avadislav Avadiev, JProf. Dr. Alban Rüttenauer und Dr. Christoph Simonis) wurden erneut gewählt. So kann das bewährte Team unter dem Vorsitz von Wolfgang Hüllstrung die Arbeit gemeinsam mit der Geschäftsführerin, Dr. Wilma Rademacher-Braick, fortsetzen.
Aus dem erweiterten Vorstand schied Hans-Werner Schlenzig aus. Der 1. Vorsitzende, Wolfgang Hüllstrung, dankte ihm für seine langjährige tatkräftige Mitarbeit. Von 2008-2014 fungierte Hans-Werner Schlenzig als Vorsitzender des Vereins. Neues Mitglied im erweiterten Vorstand ist Frau Marina Kashdan vom Vorstand der jüdischen Kultusgemeinde.
Der 2. Vorsitzende, Avadislav Avadiev, dankte in seinem Rückblick auf 2019, das Jahr von Halle, für alle Zeichen der Solidarität der Christlich-Jüdischen Gesellschaft mit der Jüdischen Kultusgemeinde. Ohne solche Zeichen, so Avadiev, sei mit der Traurigkeit nach Halle hier nicht zu leben.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung lauschte man der Lesung von "Tiergeschichten von Scholem Alejchem", meisterhaft aus dem Jiddischen übersetzt und vorgetragen von Pfarrer i. R. Gernot Jonas, Andernach. Die Zuhörenden tauchten, geführt durch Gernot Jonas‘ Stimme, ein in Geschichten um Tiere: zumeist geschundene bzw. vom Menschen ums Leben gebrachte und als Lebensmittel genutzte Kreaturen. Wäre da nicht die Musik von Emanuel und Renata Horn, Andernach (Violine / Klavier) gewesen, die Gedanken hätten sich nicht lösen können von den vor Augen geführten Tieren, Mitgeschöpfen aus der für immer verlorenen Welt des ostjüdischen Schtetls.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick / Wolfgang Hüllstrung)
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2020
Am Montag, 27.1.2020, beginnt um 17.30 Uhr am Mahnmal am Reichensperger Platz die Gedenkstunde, die um 18 Uhr in der City-Kirche am Jesuitenplatz fortgesetzt wird. Begleitend ist in der Citykirche die von der Bundeszentrale für politische Bildung erarbeitete Ausstellung des Fotografen Mark Mühlhaus "Im Schatten von Ausschwitz - Vor 75 Jahren Die Befreiung des KZ Ausschwitz" zu sehen (siehe Fotos von der Ausstellung hier). Die Ausstellung wird am 23.1.2020, 19 Uhr, in der Citykirche eröffnet und von dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins Mahnmal Koblenz, Joachim Hennig, vorgestellt. Am 26.1.2020, 11 Uhr, wird eingeladen zu einer Vortragsveranstaltung im Historischen Rathaussaal am Jesuitenplatz mit Dr. Andrej Angrick (Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur). Titel des Vortrags: "Aktion 1005 - Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942-1945.
(Wolfgang Hüllstrung)
Begegnungsnachmittag am 17.11.2019 / Auftakt zum Zeitzeugenprojekt
Welch eine gelöste Stimmung im Gemeindesaal der Koblenzer Jüdischen Kultusgemeinde! Die Musikgruppe „Besseder“ und Gesangssolisten aus der Gemeinde traten an gegen Dauerregen und Novembergrau. Mit russischer Folklore und jiddischen Liedern sorgten sie für wippende Füße und immer wieder einsetzenden Zwischenapplaus. Sie boten, ohne dass es ausgesprochen werden musste, auch einen Kontrast zu dem, was an zum Teil unvorstellbar harten Schicksalen von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde im Raum war: „Wir leben, wir sind hier“, war die Botschaft der Musik. Eine Mut machende Botschaft und eine, die einstimmte auf ein Projekt, für das es Mut braucht, ging es doch bei diesem Begegnungsnachmittag auch um den Auftakt zu einem Zeitzeugenprojekt.
Es steht unter dem Motto "Ihr habt die Erfahrung gemacht, nicht eure Kinder! ... Du sollst sie deinen Kindern wiederholen" (Dewarim/ 5. Mose/ Deuteronomium 11,2; 6,7). Mit den Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde sind Lebenserfahrungen und -geschichten ganz besonderer Art in Koblenz angekommen. Mit ihnen sind nicht selten schlimme Erinnerungen verbunden, über die zu sprechen nicht leicht ist bzw. für die ob ihrer Schwere bisher die Worte fehlen.
An diesem Nachmittag und nicht zuletzt in der Begegnung mit einer Studentin der Hochschule Koblenz, welche die Projektvorstellung von Paul Petzel ins Russische übersetzte und als Person ausstrahlte, dass sie behutsam mit dem umgehen werde, was man ihr anvertrauen würde, haben sich einige Mitglieder der Gemeinde am Sonntag bereit erklärt, ihre Lebenserinnerungen zu erzählen oder aufzuschreiben.
Das macht den Initiatorinnen und Initiatoren des Projekts aus der Hochschule Koblenz, der Jüdischen Gemeinde und der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Mut, das Projekt zu wagen. Ein Anfang ist gemacht. Ziel ist es, Lebenserinnerungen in einer Publikation, vielleicht auch in einer Ausstellung für künftige Zeiten zu sichern und für Bildungskontexte aufzubereiten.
Das rheinland-pfälzische Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur hat die Veranstaltung freundlicherweise unterstützt.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Resolution gegen Antisemitismus des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz
Auf der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Koblenz am 16.11.2019 wurde einstimmig beschlossen, eine Resolution gegen Antisemitismus und judenfeindliche Angriffe zu veröffentlichen und diese in allen Gottesdiensten des Kirchenkreises am Buß- und Bettag (Mittwoch, 20. November) abzukündigen sowie sie der Öffentlichkeit kundzutun. In der Resolution werden vier konkrete Ziele genannt:
"1. Wir fordern unsere Gemeinden auf, allen Formen von antisemitischen Taten und Äußerungen in und außerhalb der eigenen Reihen entgegenzutreten. Wir erinnern auch an die in der Verfassung gewährleistete ungestörte Religionsausübung (Art. 4 Grundgesetz) und appellieren an die verantwortlichen Stellen, jüdische Begegnungsstätten zu sichern.
2. Wir fordern unsere Bildungseinrichtungen und politisch Verantwortliche auf, auf die Zunahme von Antisemitismus und Judenfeindschaft mit verstärkter Bildung – und Präventionsmaßnahmen zu antworten. In den Schulen, in Gruppen und Kreisen unserer Gemeinden, darf es kein Verdrängen oder Verharmlosen antisemitischer Vorfälle geben.
3. Wir ermutigen dazu, geeignete Zeichen der Solidarität und der Pflege guter Beziehungen zu jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn zu setzen.
4. Wir wollen uns stärker dafür einsetzen, dass die Mitglieder der jüdischen Gemeinschaften unsere Kirchengemeinden als Orte von spürbarer Solidarität erfahren, in denen ihnen Christinnen und Christen mit Respekt und Anerkennung begegnen."
(weitere Informationen und den vollständigen Text der Resolution finden Sie unter https://www.kirchenkreis-koblenz.de/aktuelles-detailansicht/resolution-gegen-antisemitismus-und-judenfeindliche-angriffe.html)
Gedenkfeier anlässlich 81 Jahre Pogromnacht
Am Sonntag, dem 10 November 2019, fand um 15 Uhr im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde in Koblenz eine gut besuchte Christlich-Jüdische Gedenkstunde zur Pogromnacht des Jahres 1938 statt. Als letzte Koblenzer Zeitzeugin der Shoa war Frau Inge Kahn zugegen.
Der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde und 2. Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, Avadislav Avadiev, begrüßte als einen der Ehrengäste Herrn Staatsminister Roger Lewentz, welcher der Einladung der Jüdischen Gemeinde gefolgt war. Dieser und Oberbürgermeister David Langner versicherten als politische Entscheidungsträger die Kultusgemeinde ihrer Solidarität.
Die Ansprache hielt Pfarrerin Dr. Anja A. Diesel, Leiterin des Schulreferats des evangelischen Kirchenkreises Koblenz. Sie legte den Schwerpunkt auf den Umgang mit dem Wort und den Inhalt „des Wortes“ in jüdisch-christlicher Tradition. Dass im Vorfeld und während der nationalsozialistischen Zeit Menschen zunächst in der Sprache und durch die Sprache entmenschlicht wurden, bevor Taten folgten, zeige, so Frau Diesel, wie wichtig es sei, auf die eigenen Worte und die anderer zu achten. Theologisch fundiert, verfolgte Frau Diesel anhand von Psalm 78,1-7 die Spur, wie sich im Wort Erinnerung und Zukunftsausrichtung verbinden.
Die liturgische Gestaltung der Gedenkstunde lag in Händen des Gabbai der Jüdischen Kultusgemeinde, Avraam Abayev. Musikalisch wurde die Veranstaltung umrahmt von dem Instrumentalduo Elena Salzwedel (Violine) und Karl-Heinz Lindemann (Klavier). Sie griffen mit „Liedern ohne Worte“ virtuos den roten Faden der Ansprache auf.
Durch die Gedenkstunde wurde die Erinnerung an jene Ereignisse von 1938 wach gehalten und die Verbundenheit zwischen Juden und Christen sowie auch die mit Muslimen, ja zwischen allen Gruppierungen und Milieus der Koblenzer Stadtgesellschaft bestärkt.
Im Anschluss an die Feier legte Oberbürgermeister David Langner einen Kranz auf dem Jüdischen Friedhof nieder. Gerne folgten anschließend zahlreiche Gäste der Einladung der Kultusgemeinde zu einem Imbiss und zu Gesprächen.
Einen Bericht des SWR können Sie hier aufrufen.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Vortrag über Martin Buber am 23. September im Rahmen der Vortragsreihe "Große Jüdische Denker"
Der Name „Martin Buber“ hat eine große Strahlkraft, Und so kamen am 23. September 2019 viele Interessierte zu einem Vortrag über den jüdischen Religionsphilosophen in den Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde. In Prof. Dr. Christian Wiese, Inhaber der Martin-Buber-Professur an der Universität Frankfurt, fanden sie einen souveränen, gefragten Kenner Bubers. Am Tag zuvor war er noch Festredner beim 30jährigen Jubiläum der Buber-Rosenzweig-Stiftung.
Der Titel des Vortrags lautete: "Biblischer Humanismus in dunkler Zeit: Martin Bubers Denken während der Zeit des Nationalsozialismus". Wiese führte in die Biographie und zentrale Aspekte des Denkens Bubers ein. Der Schwerpunkt des Vortrags lag dabei auf dessen Deutung des Judentums und der jüdisch-christlichen Beziehungen während der Zeit des Nationalsozialismus, in welcher der Philosoph der Inhumanität der Nazi-Ideologie seine Vision einer biblisch begründeten Humanität entgegenhielt. Dabei kamen insbesondere Bubers Bibelkommentare, die „Verdeutschung der Schrift“ und seine Vision eines Dialogs in wechselseitiger Achtung vor dem Andersseins des Anderen zur Sprache.
Mit kundig ausgewählten Zitaten aus dem Werk Bubers veranschaulichte Wiese dessen tiefe, poetische Sprache und seinen Denk-Kosmos. Er stellte Ansätze vor, die uns heute noch auf Anhieb überzeugen: So wünscht er sich für den Dialog zwischen Juden und Christen Partner, die in der „Gewissheit der Gültigkeit des eigenen“ und der „Achtung vor der Wahrheit des fremden, dem eigenen widersprechenden Glaubensgeheimnisses“ offen miteinander reden.
Bubers Gewissheit, dass trotz Ausschwitz ein Leben mit Gott möglich bleibt, speise sich, so Wiese, allem aktuellen Leiden zum Trotz aus der Vergegenwärtigung der Erfahrung von Hiob: „wir rechnen auch jetzt, auch wir noch, mit Gott“.
Nach der Begegnung mit einem der Großen der Religionsphilosophie fiel es fast schwer, einen Abstand zum Gehörten, dem in sich schlüssig Scheinenden, zu finden. Es bedurfte schon eines profunden fachwissenschaftlichen Wissens, um anmerken zu können, dass Buber bedauerlicherweise ohne die Integration der rabbinischen Tradition auskomme und seine Vision eines Kulturzionismus durchaus kritisch zu hinterfragen sei.
Für alle war und bleibt es ein ausgesprochen gelungener Vortrags- und Diskussionsabend, ein 'Highlight' unserer bisherigen Vortragsreihe.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick / Wolfgang Hüllstrung)
35. Heimatbesuch früherer jüdischer Bürge/innen aus Koblenz und Umgebung
Auf Einladung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft für Brüderlichkeit e.V. Koblenz waren vom 1. – 8. September 2019 frühere jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Koblenz und Umgebung sowie ihrer Nachkommen zum 35. Mal in Koblenz. Neun Gäste – meist hoch betagt –, die meisten aus Israel und aus den USA, konnten am Sonntag begrüßt werden.
Der Montag beginnt traditionell mit einer Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof, auf dem viele ihrer Angehörigen bestattet sind. Im Anschluss daran trifft man sich bei Kaffee und Gebäck im Gemeindesaal zum Gedankenaustausch. Wie in den vergangenen Jahren erfreute Lea Sassoon, heute Tel Aviv, die Teilnehmer mit einem Lichtbildervortrag. Wegen des 100jährigen Jubiläums des Bauhauses hieß das Thema „Bauhaus Tel Aviv“. Viele jüdische Lehrer und Schüler des Bauhauses in Deutschland waren in der Zeit des Nationalsozialismus nicht geduldet. Sie flohen nach Israel und gründeten eine Schule in Tel Aviv. Der Ausflug am Dienstag enthielt einen Besuch der Mikwe in Andernach. Anschließend konnten sich die Gäste über den Vulkanismus im Umfeld des Laacher Sees informieren. Der Mittwoch hatte zwei Höhepunkte: In Vertretung des Oberbürgermeisters der Stadt Koblenz, David Langner, der durch wichtige Amtsgeschäfte verhindert war, begrüßte die Kultur- und Bildungsdezernentin Dr. Margit Theis-Scholz die Gäste des Heimatbesuchs bei einem Mittagessen im Hotel Brenner. Sie ging in ihrer Ansprache auf die Verbrechen des Holocaust ein, die bei den Betroffenen zu großen Brüchen, existentiellen Nöten und zu Schmerzen bis heute führten. Dr. Theis-Scholz sagte: „Wir sind froh, dass Sie Koblenz besuchen. Wir können Unrecht nicht gut machen. Aber wir möchten eine andere Willkommenskultur.“ Sie verwies dann darauf, dass es in Koblenz ein intensives Netzwerk der Erinnerungskultur gibt: den Förderverein Mahnmal Koblenz, die Christlich-Jüdische Gesellschaft und den Freundschaftskreis Koblenz – Petah Tikva. Auch die Kirchen seien daran beteiligt. Das Kulturdezernat pflege Kontakten zu allen und sei auch an Gedenkfeiern im öffentlichen Raum beteiligt. Der zweite Höhepunkt des Tages war die Einladung zum Runden Tisch im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde. Dabei ging es um die Zukunft des Heimatbesuchs. Jeder konnte Vorschläge machen, wie es weitergehen könnte. Die Ergebnisse des Gesprächs werden an die Christlich-Jüdische Gesellschaft und an die Jüdische Gemeinde weitergegeben. Am Freitagvormittag war ein Treffen der Gäste mit Schülerinnen und Schülern des Elfer-Stammkurses des Eichendorffgymnasiums unter der Leitung von Schulpfarrerin Ruth Stein angesagt. Das Thema „Jüdisches Leben“ war im Unterricht behandelt worden. Als Vorbereitung hatten die Schüler auch Orte jüdischen Lebens in Koblenz besucht wie z.B. die ehemalige Synagoge neben der Florinskirche, die Judengasse und das Mahnmal auf dem Reichensperger Platz. An Hand der Stolpersteine hatten sie sich mit der individuellen Geschichte der Opfer des Holocaust beschäftigt. Und der Freitagnachmittag stand im Zeichen der Begegnung mit dem Freundschaftskreis Koblenz – Petah Tikva, der vor 30 Jahren von Doris Leber gegründet wurde. Doris Leber ist Mitglied der Christlich-Jüdischen Gesellschaft und hat mit dem ersten Heimatbesuch 1985 die Gäste kennen gelernt. Mit dem Freundschaftskreis kam es zum Schüleraustausch mit der Ben Gurion High School Petah Tikva und dem Bischöflichen Cusanus-Gymnasium Koblenz. Dieser Austausch findet jedes Jahr statt. Dadurch ist viel gegenseitiges Verständnis entstanden, auch Freundschaften zwischen israelischen und deutschen Jugendlichen haben sich daraus entwickelt. Mit den Gottesdiensten am Freitagabend und Samstagmorgen in der Synagoge ging der Heimatbesuch zu Ende.
(Kurzbericht, auf der Grundlage eines ausführlichen Berichts von Hans-Werner Schlenzig)
Verlegung von Stolperstein für Paul Schneider am 26. Juni 2019
Am Mittwoch, dem 26. Juni 2019, wurde ein Stolperstein für Paul Schneider vor dem Kreishaus, dem damaligen Polizeipräsidium und Polizeigefängnis, in dem Schneider 1937 inhaftiert war, verlegt. Von Koblenz aus hatte man dann im November 1937 Schneider in das KZ Buchenwald gebracht, wo er als "Prediger von Buchenwald" bekannt wurde. Am 18. Juli 1939 wurde er ebendort ermordert.
(Wolfgang Hüllstrung)
Gemeinschaftskonzert mit dem Verein „Koblenzer Mendelssohn-Tage“ am 2. Juni 2019
Yoël Cantori, Violoncello, Ayumu Ideue, Violine, Violetta Petrova, Klavier, und Dr. Angela Thompson, Moderation, gestalteten den Abend, der unter dem Motto „Fanny, die große, geniale Schwester von Felix“ stand.
In der Familie Mendelssohn war man sehr darauf bedacht, dass nach außen hin allein Felix die Rolle des großen, genialen Komponisten zukam. Der ebenso begabten älteren Schwester Fanny verbot der Vater zwar nicht das Komponieren - im Gegenteil, er förderte ihre musikalische Ausbildung. Aber ihre Werke sollten nur für den ‚Hausgebrauch‘ bestimmt sein. So finden sich in ihrem Werkverzeichnis zumeist kleinere Klavierstücke und Lieder. Nicht zuletzt die Freundschaft mit Charles Gounod führte dazu, dass Fanny Hensel schließlich auch große Kompositionen, wie etwa den Klavierzyklus „Das Jahr“, aus dem ein Auszug zu hören war, oder die erst 1970 wieder entdeckte „Ostersonate“ vollendete. Hervorzuheben ist das Klaviertrio d-Moll, op. 11 (Trio für Violine, Violoncello und Klavier), das als ein Höhepunkt ihres Schaffens gelten kann. Es wurde an diesem Abend virtuos und zugleich einfühlsam interpretiert.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Bericht von der Sommerfahrt am 2. Juni 2019
An einem hellen Sonntag, dem ersten heißen Sommertag des Jahres, machte sich eine bunt gemischte Gruppe aus Mitgliedern der Koblenzer Jüdischen Gemeinde und der Christlich-Jüdischen Gesellschaft mit dem Bus auf nach Dierdorf, Kreis Neuwied. Hier begrüßte Frau Löwer die Gruppe und führte engagiert durch den Vormittag.
Am „neuen“ jüdischen Friedhof mit seinen ca. 120 Gräbern (Belegungszeit des alten, daneben liegenden und heute eingeebneten Friedhofs: 1746 – 1846) hieß Stadtbürgermeister Thomas Vis die Gruppe willkommen. Michael Meyer, der die Geschichte des Friedhofs vollständig dokumentiert hat, begleitete sachkundig über den Friedhof. Nicht nur hier, sondern auch an der Gedenktafel für die Opfer der Shoa an der Stadtmauer gingen die Gedanken zurück in die Geschichte von jüdischen Bürgerinnen und Bürgern dieses Ortes und die Menschen, für die in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 der unsägliche Schrecken der Naziherrschaft seinen Anfang nahm. Frau Löwer, die sich mit dafür eingesetzt hatte, dass es zu einer Gedenktafel kam, erzählte anschaulich vom Weg bis zur Enthüllung der Tafel als Projekt der Stadt und der christlichen Gemeinden.
Nach einem Mittagessen im Seniorenheim am Uhrturm ging es weiter nach Flammersfeld. Dort besuchte die Gruppe das Haus, in dem Friedrich Wilhelm Raiffeisen von 1848 – 1852 als Bürgermeister tätig war. Zeit seines Lebens waren ihm Verbesserungen im Sozial-, Bildungs- und Infrastrukturbereich ganz besonders wichtig. Angesichts der Verarmung von Bauern infolge einer Hungersnot im Jahr 1846 entwickelte er den ersten Darlehnsverein der Welt. Die Genossenschaftsidee von Raiffeisen (ausgefeilt von ihm und Hermann Schulze-Delitzsch) ist heute Immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Stolz präsentierte Josef Zolk, Leiter des Raiffeisenhauses, die Originalurkunde der UNESCO. Aufgrund der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit konnte der Frage, wie antisemitische Ansätze Raiffeisens zu bewerten seien, leider nicht mehr nachgegangen werden.
Gerne hätte die Gruppe die evangelische Basilika, deren Kirchturm um 1100 gebaut wurde, besucht. Leider aber war sie – wie es auch bei manch anderer Kirche zu erleben ist – verschlossen.
Neben den Begleitern vor Ort ist insbesondere Hans-Werner Schlenzig und Luise Löwer Dank zu sagen für die Vorbereitung und Durchführung der diesjährigen Sommerfahrt.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Programm der Sommerfahrt am 2. Juni 2019
Die diesjährige Sommerfahrt führte uns nach Dierdorf und Flammersfeld.
Hier der Programmablauf:
9.30 Uhr Abfahrt vom Internationalen Busbahn-hof Koblenz (beim Hauptbahnhof, in der Nähe von Sparda)
10.30 Uhr Ankunft in Dierdorf
Besuch des jüdischen Friedhofs (bis ca. 11.00)
Halt an der Gedenktafel für die Opfer der Shoa (bis ca. 11.30)
12.00 Uhr Möglichkeit für das Mittagessen im Seniorenheim am Uhrturm
13.30 Uhr Weiterfahrt nach Flammersfeld
14.00 Uhr Besuch des Raiffeisenmuseums in Flammersfeld und der evangelischen Basilika
ca. 16.00 Uhr Rückfahrt nach Koblenz
Vortrag über Moses Mendelssohn am 6. Mai im Rahmen der Vortragsreihe "Große Jüdische Denker"
Im Rahmen der Reihe „Große jüdische Denker“ hielt Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski am 6. Mai 2019 einen Vortrag über den jüdischen Aufklärer Moses Mendelssohn (1729-1786). Mit Professor Zaborowski, dem Rektor der Philosophisch Theologischen Hochschule Vallendar und Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte der Philosophie und philosophische Ethik, konnte ein ausgezeichneter Kenner jüdischer Religionsphilosophie gewonnen werden.
In seinem Vortrag führte Professor Zaborowski in Mendelssohns Buch “Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum” ein, in dem sich dieser nachdrücklich für Religionsfreiheit einsetzt. Wie begründet Mendelssohn seine Forderungen? Worin liegt die Radikalität seines Denkens? Und welche Bedeutung hat diese Schrift des berühmten Aufklärungsphilosophen für die Gegenwart?
Mit der Aufklärung rückt, anders als noch im Denken englischer Philosophen des 17. Jahrhunderts, die Mendelssohn kritisch würdigt, das Individuum in das Zentrum des Interesses. Professor Zaborowski führte einem hochinteressierten Publikum aus, dass und wie Mendelssohn als Aufklärer und Jude die Themen „Verhältnis von Staat und Religion“ sowie „Vernunft und Religion“ angeht. Geprägt durch eigene Erlebnisse (Aufforderung zum Übertritt zum Christentum durch Lavater, 1769, und die Verweigerung der Aufnahme in die Königliche Akademie, 1771) kommt Mendelssohn in seiner Jerusalemschrift von 1783 zur Forderung nach Religionsfreiheit für alle Menschen ohne Ausnahme.
Wenn uns der Fortschrittsglaube der Aufklärung auch abhandengekommen ist, so bleiben Mendelssohns Fragen aktuell: Ist der Anspruch auf Vernunft bei gleichzeitiger religiöser Identität einlösbar? Gehört Religion in den öffentlichen Raum? Ist die jeweils eigene Identität in Differenz zu der anderer im selben Gemeinwesen lebbar? Kann / sollte Religion etwas dazu beitragen, dass der Staat seine Aufgaben gut erfüllt? Moses Mendelssohn hat diese Fragen mit „Ja“ beantwortet. Gotthold Ephraim Lessing hat ihm für seinen philosophischen Ansatz mit „Nathan der Weise“ ein Denkmal gesetzt – aus gutem Grund.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Jüdisch-Christliche Feier zur Woche der Brüderlichkeit am 17. März 2019
Mit Abschluss der Woche der Brüderlichkeit fand am Sonntag, 17. März 2019, 15:00 Uhr, im Gemeinderaum der Koblenzer Jüdischen Kultusgemeinde eine Christlich-Jüdische Feier zum Jahresmotto 2019 "Mensch, wo bist Du? - Gemeinsam gegen Judenfeindschaft" statt.
Avadislav Avdiev begrüßte als Vorsitzender der Gemeinde und 2. Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Koblenz die zahlreich erschienen Gäste. Ein Grußwort überbrachte Dieter Burgard, Beauftragter für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes Rheinland-Pfalz. Burgard stellte kurz seinen Aufgabenbereich vor und betonte, dass es angesichts zunehmender verbaler und körperlicher Gewalt gegen jüdische BürgerInnen dringender als noch vor einigen Jahren eines Beauftragten bedürfe. Den Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch, Neuseeland, vor Augen, gedachte Burgard stellvertretend für die Anwesenden der Opfer und sprach von einem Angriff auf alle, die an den einen Gott glauben. Mit den Worten, mit denen Bundespräsident Steinmeier seine Rede anlässlich der Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit 2019 in Nürnberg beendete, schloss Burgard sein Statement ab „Lassen Sie uns also auf die Frage ‚Mensch, wo bist Du?‘ antworten: Hier! Wir sind hier! Jeder einzelne von uns. Und wir versprechen, nicht wegzuschauen!“
Der Kantor der jüdischen Gemeinde trug anschließend den Text, der der folgenden Ansprache zugrunde lag, in hebräischer Sprache vor. Juniorprofessor Dr. Alban Rüttenauer, PTHV, Mitglied des Vorstands der Christlich Jüdischen Gesellschaft, interpretierte in seiner Ansprache die Geschichte von der Heilung des Aramäers Naaman als Friedensgeschichte. Ausgangspunkt war die politische Situation zwischen dem übermächtigen Großreich Aram und dem Kleinstaat Israel. Zwischen beiden herrschte nur noch Gewalt. Es gab keinerlei Art von friedlicher Kommunikation. Das ändert sich, als einer der Heerführer Arams erkrankt und sich Heilung durch religiöse Riten erhofft. Überraschenderweise kommt es durch eine junge Sklavin zu einem, zunächst von Vorurteilen belasteten Dialog zwischen den Religionen. Erst als alle Beteiligten bereit sind, sich vorurteilsfrei zu begegnen, findet Naaman die erhoffte Heilung. Könnte das nicht ein dauerhaftes Modell für Religionen sein, dort einen Weg zu einem vorurteilsfreien Dialog zu finden, wo alle politischen Möglichkeiten ausgereizt sind?
Ein Psalmgebet mit Segenswort stärkte die Anwesenden für diesen Weg. Nach Worten des 1. Vorsitzenden der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, Wolfgang Hüllstrung, der allen Beteiligten dankte und VertreterInnen aller Religionen auf den Weg der Geschwisterlichkeit verwies, entließen die Pianistin Renata Horn sowie ihre Söhne Nathanael und Emanuel (Klarinette/Violine), die die Feier musikalisch gestalteten, alle mit einem fröhlichen Klezmer-Lied in den Nachmittag.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Vortrag über das Judenbild in Bachs Passionen am 11. März 2019
Die Matthäuspassion ist ein Schlüsselwerk Bachs. Im Rahmen der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit fand am 11. März 2019 auf Einladung der Christlich-Jüdischen Gesellschaft eine Vortragsveranstaltung in der Koblenzer Synagoge statt. Prof. Dr. Johann Michael Schmidt beleuchtete „Die Darstellung 'der Juden' in den Passionen Johann Sebastian Bachs“.
Schmidt brachte sein Thema mit dem Rückgriff auf Erfahrungen von Avi Primor, in den neunziger Jahren israelischer Botschafter in Deutschland, auf den Punkt. Primor schreibt, dass ihn, der deutschen Sprache noch nicht mächtig, das wiederholte Hören der Matthäuspassion durch eine Phase schweren Leids trug. Von dem Moment an allerdings, als er die Texte verstand, habe er die Passion nicht mehr ertragen können.
Am Ende des Vortrags hatte der letzte im Raum verstanden, was Schmidt mit dem Bezug auf Primor deutlich machen wollte: „die Zerreißprobe zwischen dem Hören der überwältigenden Musik und dem Erschrecken vor ihrer Wahrnehmungs- und Wirkungsgeschichte sowie deren Anhalt in den Texten …, dem Erschrecken vor den direkt darin enthaltenen und den indirekt darin verborgenen judenfeindlichen Kräften“ (J. M. Schmidt: Die Matthäuspassion. Zur Geschichte ihrer religiösen und politischen Wahrnehmung und Wirkung. Leipzig. 2. Aufl. 2018. S. 669).
Direkte judenfeindliche Aussagen in der Matthäuspassion finden sich in wörtlich übernommenen Passagen aus der Passionsgeschichte des Matthäusevangeliums. Aufgenommene Choräle aus der lutherischen Orthodoxie des 17. Jahrhunderts enthalten zwar keine direkten judenfeindlichen Aussagen. Mit ihrer Betonung dessen, dass die Heilsbotschaft und der Sühnetod Jesu ausschließlich Christen gilt, schließen sie jedoch unmissverständlich Juden aus. Und schließlich aktualisieren frei gedichtete Textteile der Matthäuspassion das Leiden Jesu in Bezug auf die ganze Christenheit, kontrastiert von den sog. „Judenchören“.
Schmidt lud dazu ein, die Vorstellung vom Sühnetod Jesu hintan zu stellen und vielmehr das Leben und Sterben Jesu als Umsetzung der ersten drei Bitten des Vater Unser zu verstehen. Nur im Wissen um die zeitgebundene Entstehungsgeschichte der Evangelien, der lutherischen Choräle und der Texte Picanders sei, so Schmidt, die Matthauspassion nach Auschwitz hörbar.
So verstand der Referent es, einem interessierten Publikum einen Schlüssel für die Matthäuspassion in die Hand zu geben und „Bausteine für einen neuen theologischen Verstehensrahmen“ der Matthäuspassion (S. 662), der Juden und Christen nicht trennt, zu nennen. Dass dies in einer Synagoge geschah, war bewegend.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Mitgliederversammlung mit anschließendem Vortrag am 18. Februar 2019
Am Montag, dem 18. Februar 2019, fand um 18 Uhr die Mitgliederversammlung im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz, Schwerzstraße 14, statt. Die Einladung und Tagesordnung erging an sämtliche Mitglieder per Post in Form des Rundbriefs vom Januar 2019. Bei der Mitgliederversammlung wurden Tätigkeitsbericht und Kassenbericht vorgetragen. Neu in den Vorstand gewählt wurde Frau Dr. Rademacher-Braick als Geschäftsführerin. Den Tätigkeitsbereicht kann man hier herunterladen.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung, um 19.30 Uhr, hielt Dr. Ulrich Offerhaus (Koblenz) einen Vortrag über seine Forschungen zur jüdischen Familie Seligmann und dem gleichnamigen Bankhaus, von dem heute nur noch das herrschaftliche Gebäude in zentraler, prominenter Lage am Schloss, in direkter Nachbarschaft zum Theater und zum Deinhard-Stammhaus, zeugt. 2016 hat Dr. Offerhaus das Buch "Familie und Bankhaus Seligmann in Koblenz und Köln" veröffentlicht (Verlag Sokrates & Freunde, 2018 in zweiter Auflage). Familie Seligmann war eine der ersten jüdischen Familien in Koblenz, die eine Stadtvilla außerhalb des Judenviertels bezog und in die bürgerliche Gesellschaft aufgenommen wurde, sich zudem über Generationen hinweg auch sozial und kulturell engagiert hat (z. B. Casino zu Coblenz, Musik-Institut Koblenz, Musik-Freunde Koblenz).
(Wolfgang Hüllstrung)
"Holocaust"-Gedenktag am 27. Januar 2019
Als Beginn der Gedenkfeier am Sonntag, dem 27. Januar, erinnerte Oberbürgermeister David Langner am Mahnmal am Reichensperger Platz an die Schicksale Koblenzer Bürger und Bürgerinnen jüdischen Glaubens, begleitet von Schülern und Schülerinnen der Hans-Zulliger- und der Diesterweg-Schule, die Rosen am Mahnmal anbrachten. Daran schloss sich eine Gedenkstunde in der Citykirche an, in deren Rahmen der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Mahnmal Koblenz, Joachim Hennig, die Ansprache hielt. In diesem Rahmen lasen Schüler und Schülerinnen des Bischöflichen Gymnasiums aus Briefen der jüdischen Familie Hermann vor. Die Gedenkstunde endete mit einem jüdisch-christlich Gebet, das Dechant Thomas Hüsch, Christoph Simonis (Jüdische Kultusgemeinde), Superintendent Stahl und Pfarrer Staymann (altkatholische Gemeinde). Umrahmt wurde die Stunde musikalisch von Werner Höss (Orgel) und Eleonore Cziupka (Flöte). Die jährliche Gedenkfeier wird stets in Kooperation von Förderverein Mahnmal Koblenz, Christlich-jüdischer Gesellschaft für Brüderlichkeit, Freundschaftskreis Koblenz-Petah Tikva und Kulturamt der Stadt Koblenz veranstaltet. Ein Zeitungsbericht von Joachim Hennig vom Förderverein Mahnmal Koblenz findet sich unter: http://epaper.der-lokalanzeiger.de/eweb/media/vfa/2019/01/30/pdf/30_01_2019_VFA9S_16_29345917cc.pdf
(Wolfgang Hüllstrung)
Bericht von der Jüdisch-Christlichen Feier anlässlich des 80. Jahrestages der Pogromnacht 1938 am Sonntag, dem 11. November 2018
„Wie schaffen wir es, dass nie wieder so etwas passiert“ fragte jemand am 9. November 2018 nach dem Gedenkgang in Erinnerung an die Schändung der Koblenzer Synagoge im Jahr 1938 und an die brutale Judenverfolgung auch in Koblenz. Mit meiner Antwort „indem jede und jeder vor Ort seinem Mitmenschen achtsam begegnet“ war er sichtlich nicht zufrieden. Damit mache ich es mir zu leicht, entgegnete er. Dass ich es für das Schwerste überhaupt hielt, blieb im Raume stehen.
Im Gemeindesaal der Koblenzer Jüdischen Kultusgemeinde war die Frage am 11. November wieder da. Vertreter der Jüdischen Kultusgemeinde wiesen auf einen erstarkenden, beunruhigenden Antisemitismus hin. Der Koblenzer Oberbürgermeister rief entschieden dazu auf, vorsichtig sowie wachsam zu sein und antisemitisch eingestellten Kräften entgegenzuhalten: „Halt! Wir wissen aus der Geschichte, wohin das führen kann.“
Woraus nährt sich die Hoffnung, dass wir zu diesem „Halt!“ tatsächlich fähig sein könnten? Erik Riechers erzählte in seiner Ansprache als Antwort auf diese Frage eine Geschichte, die Juden und Christen gut kennen, neu: die uralte Geschichte von den Söhnen Jakobs, die ihren Bruder Josef in die Sklaverei verkaufen. Riechers erzählte sie als sehr lange dauernde, äußerst schmerzhafte Umkehrgeschichte. Josef lässt seine Brüder in die Situation zurückkehren, in der sie ihn zum Opfer, zum Sklaven, gemacht haben. Er gibt ihnen die Chance, diesmal anders zu reagieren. Noch einmal vor die Frage gestellt, ob sie erneut einen vom Vater besonders geliebten Bruder, jetzt Benjamin, in die Sklaverei schicken, bietet sich Juda statt Benjamin als Sklave an. Er wird diesmal zum Hüter des Bruders. Nun und erst jetzt ist die Versöhnung der Brüder möglich.
Nicht die Opfer, sondern die Täter sind es, die sich ihrem Schatten und ihrer Schuld stellen müssen, hatte Wolfgang Hüllstrung in seinem Grußwort betont. Die Tatsache, dass die Koblenzer Jüdische Kultusgemeinde den Nachfahren der Täter einen Raum gebe, um sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen, biete eine große Chance.
Die gut 150 Menschen, die an der Gedenkfeier teilnahmen, ergriffen die Chance der Vergegenwärtigung der Geschichte von Josef und seinen Brüdern.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Gedenkfeier in der Synagoge mit Kranzniederlegung am Sonntag, dem 11. November 2018
Am 9./10. November 1938 wurden in Koblenz "19 Geschäfte und 41 Wohnungen. Gaffer beteiligten sich an Plünderungen. Die Synagoge wurde zerstört und nur wegen baulicher Gegebenheiten nicht angezündet, der Friedhof geschändet und die Leichenhalle verwüstet." (s. zu den Geschehnissen den Artikel von E. Schwalbach-Kulla, in: Geschichte der Stadt Koblenz. Bd. 2, 1993, S. 316ff.) Es ist eine bleibende Aufgabe, an die schrecklichen Ereignisse in Deutschland rund um den 9./10. November 1938 und deren Folgen zu erinnern.
Deshalb wurde am Sonntag, dem 11. November 2018, um 15 Uhr in die Synagoge in Koblenz eingeladen zu einer Christlich-Jüdischen Gedenkstunde anlässlich 80 Jahre Pogromnacht. Musikalisch wurde die Veranstaltung umrahmt von Musikern der Rheinischen Philharmonie Koblenz. Die Ansprache hielt Pater Erik Riechers SAC, Haus Wasserburg Vallendar. Im Anschluss an die Feier legte Oberbürgermeister David Langner einen Kranz auf dem Jüdischen Friedhof nieder.
In der Ausgabe am 12.11.2018 berichtete die Rhein-Zeitung ausführlich über die Gedenkfeier (https://mobil.rhein-zeitung.de/lokales/koblenz_artikel,-pogromnacht-als-nazischergen-die-synagoge-zerstoerten-_arid,1895681.html). Und im Koblenzer Schängel hat Herr Hennig ein sehr schönen Bericht über sämtliche Veranstaltungen zum diesjährigen Pogromgedenken in Koblenz veröffentlicht, den man unter <http://epaper.der-lokalanzeiger.de/eweb/vfa/2018/11/14/VFA9S/13/> lesen kann.
(Wolfgang Hüllstrung)
Gedenkgang am 9. November 2018
Gemeinsam mit Mahnmalverein und Freundschaftskreis Koblenz - Petah-Tikva veranstaltete die Christlich-Jüdische Gesellschaft Koblenz am Freitag, 9.11.2018, um 17.30 Uhr, anlässlich 80 Jahre Pogromnacht 1938 einen Gedenkgang durch die Koblenzer Altstadt. Beginnend an der ehem. Synagoge, die im Bürresheimer Hof beheimatet war, machte der aus ca. 200 Menschen bestehende Gedenkzug vor Gebäuden der Altstadt Halt, wo am 9./10. November 1938 Verbrechen geschehen sind. An den einzelnen Stationen erklang eine kurze Saxophonimprovisation des Koblenzer Pfarrers Chistoph Funke. Im Anschluss daran lasen Jugendliche Zeitzeugnisse zum damaligen Geschehen vor. Der Gedenkgang endete am Mahnmal am Reichensperger Platz, wo Kerzen niedergelegt wurden. Im Koblenzer Schängel ist ein Bericht veröffentlicht, den man unter <http://epaper.der-lokalanzeiger.de/eweb/vfa/2018/11/14/VFA9S/13/> lesen kann.
(Wolfgang Hüllstrung)
Vortrag zum jüdischen Religionsphilosophen Emmanuel Levinas am 23. Oktober 2018
Alle gestellten Stühle im Gemeindesaal der Koblenzer Jüdischen Kultusgemeinde sind besetzt, als Dr. Marion Retterath mit Ihrem Vortrag „Das Antlitz des Bedürftigen bei Emmanuel Levinas“ beginnt. Nachdem Sie kurz dessen biographischen Hintergrund erläutert hat, stellt sie sich der Herausforderung, Grundgedanken Levinas in eigene Worte zu fassen, und nimmt die Zuhörenden mit in eine intellektuell herausfordernde Dreiviertelstunde. Ausschließlich in der Begegnung mit dem „Anderen“, so Retterath, liege nach Levinas die Möglichkeit der Überschreitung der Grenze des Alltäglichen. Offen für den Anderen führe das Erfassen von dessen „Antlitz“ auf die „Spur“ zu dem, was bereits vor dem Ursprung aller Zeit gelte: die Verantwortung für den „Anderen“ in seiner Verletzlichkeit und die Achtung seiner Würde.
„Levinas‘ Denken des Anderen ist eine der großen philosophischen Leistungen des 20. Jahrhunderts.“ So würdigt die „Jüdische Allgemeine“ Levinas anlässlich seines 100. Geburtstags am 12.01.2006. Und dass das nach wie vor gilt, wird in der sich an Retteraths Vortrag anschließenden Aussprache deutlich, mag man zum Philosophen Levinas stehen, wie man will.
Mitglieder der Christlich-Jüdischen Gesellschaft und Gäste diskutieren so, wie es sich jeder Veranstalter wünscht: sachkundig, kontrovers und engagiert. Zwei Anwesende geben zu erkennen, dass sie Levinas jenseits der Grenzen Deutschlands (das dieser nach dem Holocaust nie mehr betreten hat) persönlich begegnet sind.
Es bleibt zu wünschen, dass die gerade begonnene Vortragsreihe „Große jüdische Denker“ weiterhin genauso vom Thema begeisterte Referentinnen und Referenten präsentiert sowie interessierte Zuhörende findet, wie es beim ersten Vortrag war.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Zum Heimatbesuch 2018
Vom 12. – 19. August 2018 fand auf unsere Einladung hin der 33. Heimatbesuch ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Koblenz und Umgebung statt. Ein ansprechendes Programm war vorgesehen, das der Vorbereitungskreises erarbeitet und organisiert hat. Aus unserem Vorstand danken wir insbesondere Pater Alban Rüttenauer, Hans-Werner Schlenzig und Ruth Stein für die Mühe und Zeit, die sie in die Vorbereitung investiert haben.
Waren es ursprünglich zwölf Gäste, die sich angemeldet hatten, so wurden daraus aufgrund von Erkrankungen bzw. eines schweren Unfalls auf dem Weg nach Koblenz schließlich sechs. Wir als Gastgeber ahnen, und die Gäste sprachen es wiederholt aus: Die Zeit für weitere Heimatbesuche ist aufgrund des hohen Alters mancher Beteiligter begrenzt.
Umso größer war die Freude über die angereisten Gäste. Die miteinander verbrachte Zeit und die Begegnungen waren gerade angesichts dessen, dass sie als nicht selbstverständlich erlebt wurden, besonders kostbar. Eine reiche Woche liegt hinter uns (dazu den Bericht auf RZ online vom 20.08.2018, siehe auch den anschließenden Bericht von Frau Dr. Rademacher-Braick auf dieser Seite).
Bei den vielfältigen Programmpunkten wurde die gute Kooperation unserer Gesellschaft mit der Jüdischen Kultusgemeinde, der Stadt Koblenz, dem Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz und dem Freundschaftskreis Koblenz-Petah Tikwa deutlich. Sie zeigt sich zum Beispiel auch darin, dass der stellvertretende Vorsitzende des Mahnmal-Vereins, Joachim Hennig, wieder einen Artikel über den Heimatbesuch veröffentlicht hat (Schängel-Artikel vom 22.08.2018).
Mein ausdrücklicher Dank gilt, ohne dass ich sie hier namentlich nennen möchte, all denen, die seitens unserer Gesellschaft zum Gelingen des Heimatbesuchs 2018 beigetragen haben.
(Wolfgang Hüllstrung)
Bericht über den Heimatbesuch 12.-19. August 2018
Das Wort „Heimat“ ist derzeit in mancher Munde. Was Heimat ausmacht, wissen am ehesten und schmerzlichsten Menschen, die sie auf der Flucht vor brutaler Verfolgung verloren haben: vertraute Gesichter, wortlos geteilte Grundüberzeugungen, geläufige Sprache, vielfach gegangene Wege, bekannte Alltagsgeräusche, gewohnte Gerüche, das mit den Jahreszeiten wechselnde Licht.
Nicht wenige Menschen aus der Stadt Koblenz und ihrer Umgebung haben in den Zeiten der NS-Gewaltherrschaft ihre Heimat aufgeben müssen, um ihr Leben zu retten. Seit 33 Jahren ist es deshalb Tradition, dass die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit e. V. Koblenz ehemalige jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus dem Raum Koblenz zu einem „Heimatbesuch“ einlädt und sie in ihrer alten Heimat willkommen heißt.
Vom 12. August an waren einstige Mitbürgerinnen und Mitbürger bzw. deren Nachfahren in der Stadt. Oft hoch betagte, meist aus dem Ausland (Israel, USA u. a.) kommende Gäste hatten die Möglichkeit, das heutige Koblenz eine Woche lang als eine sich ihrer Geschichte bewusste, freundliche Stadt zu erleben.
Dank der großzügigen Unterstützung zahlreicher Förderer konnte erneut eine Reihe von Veranstaltungen angeboten werden. Nach dem offiziellen Empfang der Gäste durch den 1. Vorsitzenden der Christlich-Jüdischen Gesellschaft am Sonntagabend begann die Woche mit einer Gedenkstunde auf dem jüdischen Friedhof in Koblenz und einem geselligen Beisammensein mit Mitgliedern der Jüdischen Kultusgemeinde im Gemeindesaal der Synagoge. Frauen der Gemeinde sorgten dankeswerterweise für das leibliche Wohl. Ein Vortrag von Lea Sasson (eine der Gäste) entführte in deren zweite Heimat, nach Israel. Gekonnt schlug die Referentin den Bogen von der frühen Bronzezeit über verschiedene geschichtliche Etappen bis hin zur aktuellen politischen Situation in Israel.
Am Dienstag stand ein Schiffsausflug der Gäste, begleitet auch hier von Mitgliedern der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, nach Boppard an. Ein Besuch der ehemaligen dortigen Synagoge, heute in Privatbesitz, machte die Geschichte von Juden in dieser Stadt lebendig. Am Nachmittag erlebte die Gruppe die engagierte Führung eines Ehrenamtlichen, der die Basilika St. Severus mit ihren verschiedenen kulturhistorisch interessanten Besonderheiten vorstellte.
Ein weiterer Höhepunkt des Heimatbesuchs war der Empfang durch die Stadt Koblenz, verbunden mit einem gemeinsamen Mittagessen. Die Kulturdezernentin, Frau PD Dr. Margit Theis-Scholz hieß die Gäste anstelle des kurzfristig verhinderten Oberbürgermeisters willkommen und würdigte in ihrem Grußwort die Arbeit des Fördervereins Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz, des Freundschaftskreises Koblenz-Petah Tikwa und der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, die jeweils durch Vorstandsmitglieder vertreten waren.
Nachdem die Gäste am Donnerstag ihre ganz persönlichen Erinnerungsorte in Koblenz und Umgebung aufgesucht hatten, rundete am Freitagvormittag ein Gespräch mit Schülerinnen und Schülern den „Heimatbesuch“ ab. Junge Menschen aus Koblenz und Mitglieder der Christlich-Jüdischen Gesellschaft erfuhren dabei im Dialog mit den Gästen ganz unmittelbar, was Zeiten bedeuten, in denen Werte wie Toleranz, Freiheit und Demokratie mit Füßen getreten werden.
Bei einem abschließenden Kaffeetrinken, veranstaltet vom Freundschaftskreis Koblenz-Petah Tikva, waren sich Gastgeber und Gäste einig, dass es – wie jedes Jahr – die Begegnungen und Gespräche waren, die dem Heimatbesuch seine besondere Bedeutung geben. Unter dem Vorbehalt „So Gott will und wir leben“ versprach man sich ein Treffen in Koblenz im nächsten Jahr, wohl mit einem dem inzwischen hohen Alter der Gäste geschuldeten etwas anderen Veranstaltungsformat.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Bericht über die Sommerfahrt am 10. Juni
"Jetzt wickelt sich der Himmel auf, Jetzt b’wegen sich die Räder". Ganz im Sinne dieses Liedanfangs von Friedrich Spee v. Langenfeld, auf dessen Spuren sie sich begaben, machten sich Mitglieder der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Koblenz e. V. und Freunde am 10. Juni 2018 auf nach Trier. Am Grab von Friedrich Spee, einem unerschrockenen Kämpfer gegen die Hexenverfolgung zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges, brachte man ihm mit einem weiteren, heute noch populären Lied ein Ständchen dar.
Großes Interesse hatte die Gruppe natürlich daran zu erleben, wie die Stadt Trier im Jubiläumsjahr 2018 ihren Sohn Karl Marx ehrt. Im Anschluss an die Besichtigung der großen Statue, einem chinesischen Geschenk an die Stadt, und an den Besuch der neuen Ausstellung im Karl Marx-Haus gab es eine lebhafte Diskussion. Hat die Tatsache, dass Marx einer ursprünglich jüdischen Familie entstammt, Einfluss auf seine Theorien genommen? Welche seiner Gedanken haben, unabhängig davon, dass sie historisch bedeutsam sind, heute noch Relevanz? Die Gruppe nahm sich vor, die Diskussion in Koblenz fortzusetzen.
Ein Besuch des ehrwürdigen Trierer Domes und der gotischen Liebfrauenkirche rundete einen sonnigen, ereignisreichen Tag ab.
Dank an Herrn Dr. Petzel und Herrn Jonas für die exzellente Organisation!
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)
Ringvorlesung "Jüdische Religion und jüdischer Alltag" im April-Mai
Herzliche Einladung zur Ringvorlesung zum Thema "Jüdische Religion und jüdischer Alltag" an der Hochschule Koblenz.
Es handelt sich um folgende Termine:
26.04.2018, 14:00 Uhr: Rabbiner Julian-Chaim Soussan: "Jüdische Religion heute"
03.05.2018, 14:00 Uhr: Rabbinerin Elisa Klapheck: "Frauen im Judentum heute"
24.05.2018, 14:00 Uhr: Marina Chernivsky (Zentrale Wohlfahrtsstelle): "Herausforderungen politischer Bildung und Empowermentarbeit"
Die Vorlesung findet statt: Hochschule Koblenz, RheinMoselCampus, Koblenz Karthause, Konrad-Zuse-Straße 1, 56075 Koblenz, Raum A 250.
Begleitend zur Ringvorlesung ist vom 17. April bis 17. Juni 2018 im Foyer der Hochschule Koblenz eine Ausstellung "Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute" ist zu sehen.
Stolperstein-Verlegung am 8. Mai 2018
Am 8. Mai wurden um 11.30 Uhr in der Ravensteynstraße 10 Stolpersteine verlegt, anschließend um 12 Uhr in der Emserstraße 365 und um 13 Uhr im Markenbildchenweg 33. Zu der Verlegung im Markenbildchenweg ist Hanna Miley, die Nichte der ermordeten jüdischen Schwestern Schneider aus den USA angereist. Die Ansprache der Nichte kann man hier nachlesen. Auch die Rhein-Zeitung hat über die Stolperstein-Verlegung berichtet: https://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/koblenz_artikel,-der-deportierten-und-ermordeten-opfer-gedenken-sieben-neue-stolpersteine-in-koblenz-verlegt-_arid,1811826.html.
(Wolfgang Hüllstrung)
Feier zur Woche der Brüderlichkeit am 18. März 2018
Die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit e. V. Koblenz beging am Sonntag, dem 18. März, um 15 Uhr in der Synagoge eine Christlich-Jüdische Feier in der Synagoge. Anlass war die sog. "Woche der Brüderlichkeit", die bundesweit in zahlreichen Städten begangen wird und die der Vertiefung des Dialogs und der Zusammenarbeit von Juden und Christen dient. Die "Woche der Brüderlichkeit", die in diesem Jahr unter dem Motto "Angst überwinden - Brücken bauen" stand, wurde am vergangenen Sonntag auf Bundesebene in einer zentralen Feier in Recklinghausen unter Mitwirkung von Ministerpräsident Armin Laschet eröffnet. In dem Rahmen wurde die Buber-Rosenzweig-Medaille an den Musiker Peter Maffay verliehen.
Bei der Feier am 18. März in der Koblenzer Synagoge hat der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde, Avadislav Avadiev, an die Anfänge der "Woche der Brüderlichkeit" im Jahr 1952 erinnert und den wichtigen gesellschaftspolitischen Beitrag der Christlich-Jüdischen Versöhnungsarbeit gewürdigt. Die Ansprache hielt der Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Koblenz, Pfarrer Wolfgang Hüllstrung. Er stellte die Erzählung von der Versöhnung zwischen Jakob und Esau im 33. Kapitel des 1. Buch Mose (Bereschit) in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. Die Feier wurde musikalisch von jungen Talenten der jüdischen Kultusgemeinde umrahmt.
(Wolfgang Hüllstrung)
Verleihung des Eisenkopf-Preises am 11. März 2018
Am Sonntag, 11. März gab es die Feier anlässlich der Verleihung des Paul-Eisenkopf-Preises. Die Feier wurde in Kooperation von Christlich-Jüdischer Gesellschaft Koblenz und Kulturdezernat der Stadt Koblenz ausgerichtet und fand im Historischen Rathaussaal der Stadt Koblenz statt. Mit dem Paul-Eisenkopf-Preis ehrt die Christlich-Jüdische Gesellschaft alle zwei Jahre Einzelpersonen, Gruppen oder Einrichtungen aus der hiesigen Region, die sich - im Bewusstsein um die deutsche Geschichte - um ein gelungenes Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und mit unterschiedlicher religiöser Prägung verdient gemacht haben.
In diesem Jahr wurde der Preis an Herrn Werner Appel vergeben, der aus einer Koblenzer jüdischen Familie stammt. Als Jugendlicher überlebte Appel die NS-Diktatur in verschiedenen Verstecken und kehrte nach einer Emigration nach Israel 1952 wieder nach Deutschland zurück. Bis heute setzt sich Werner Appel als Zeitzeuge dafür ein, dass die Schreckenszeit der NS-Diktatur nicht in Vergessenheit gerät und Lehren aus der Geschichte gezogen werden. Die Laudatio hielt Joachim Hennig vom Mahnmalverein Koblenz, der durch seine Publikationen zur Geschichte der Juden in Koblenz und in Rheinland-Pfalz bekannt ist. In seiner Laudatio präsentierte er anhand von historischen Fotos die Lebensgeschichte von Werner Appel.
Wer nicht an der Eisenkopf-Preis-Verleihung teilnehmen konnte, kann sich den TV-Bericht von TV-Mittelrhein anschauen:
http://tv-mittelrhein.de/tvm/mediathek_tvm/details_tvm.de.jsp?video_id=17497
(Wolfgang Hüllstrung)
Mitgliederversammlung am 26. Februar 2018
Die Christlich-Jüdische Gesellschaft Koblenz hatte über den Rundbrief zur jährlichen Mitgliederversammlung in der Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde am Montag, dem 26.2.2018, um 18 Uhr, eingeladen. Der Vorsitzende stellte den Jahresbericht vor, Hans-Werner Schlenzig vom erweiterten Vorstand den Finanzbericht. Bei den Neuwahlen des Vorstands wurden die beiden Vorsitzenden Hr. Avadiev und Pfr. Hüllstrung sowie der Beisitzer JProf Rüttenauer wiedergewählt. Als neues Mitglied im Vorstand wurde Hr. Christoph Simonis gewählt. Für die Geschäftsführung fand sich immer noch keine Kandidatin bzw. kein Kandidat, so dass dieses Amt im Vorstand bis auf Weiteres vakant bleibt. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung um 19.30 Uhr gab es eine Buchpräsentation von Dr. Paul Petzel, Andernach, Mitglied des Gesprächskreises "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Vorgestellt wurde das 2017 erschienene Buch "Von Abba bis Zorn Gottes: Irrtümer aufklären - das Judentum verstehen".
Den Tätigkeitsbericht 2017 können Sie hier lesen.
(Wolfgang Hüllstrung)
Lesung zum Tag des Gedenkens an die NS-Opfer am 26. Januar 2018
»Sie sind eine Mauer um uns gewesen.«
Dänemarks Rettung seiner jüdischen Mitbürger – Der in der Geschichte einzigartige Widerstand in Reichweite des Holocaust
Dass der dänische König mit dem Judenstern durch Kopenhagen geritten sei, ist eine schöne Legende. Bekannt ist die Tatsache, dass die Mehrheit dänischer Juden im Spätherbst 1943 auf Schiffen nach Schweden flüchten konnte. Unbekannt ist, in welch einzigartiger Weise und wie früh König, Staatsregierung, der 1944 ermordete Dichterpfarrer Kaj Munk, die lutherische Kirche und der überwiegende Teil der Bevölkerung sich für die Rettung ihrer jüdischen Mitbürger eingesetzt haben.
Darüber haben sich am Freitrag, 26. Januar 2018, um 19 Uhr im Historischen Ratssaal der Stadt Koblenz Paul Gerhard Schoenborn (ev. Pfarrer und Übersetzer von Kaj Munk) und Christian Hartung (ev. Pfarrer und Autor eines Romans über Munk und den dänischen Widerstand) sowie der Freiburger Germanist und Romanautor Uwe Pörksen und der vielseitige Kenner deutsch-dänischer Geschichte Per Øhrgaard (Kopenhagen) in einem Podiumsgespräch ausgetauscht. Moderiert wurde das Gespräch von dem Kirchenhistoriker Prof. Johannes Meier (Mainz/Koblenz). Reinhard Riecke vom Ensemble des Theaters Koblenz las ausgewählte Texte von Kaj Munk. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Christlich-Jüdischen Gesellschaft Koblenz durchgeführt.
(Wolfgang Hüllstrung)