Aktuelles
Informationen zu länger zurückliegenden Veranstaltungen sind unter dem Menüpunkt BERICHTE zu finden.
Christlich-Jüdischer Stammtisch
Seit einigen Monaten treffen wir uns, ohne Tagesordnung, zum Gespräch, zum Plaudern, Teetrinken.
Vielleicht haben auch Sie Interesse, dabei zu sein.
Die nächsten Angebote, jeweils 17.00 Uhr im Gemeindesaal der Jüdischen Kultusgemeinde, Schwerzstr. 14:
- Sonntag, 4. Juni
- Sonntag, 2. Juli.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wir freuen uns auf Sie.
Harald Orth, sein Buch über Hannelore Hermann, das Cusanus-Gymnasium und die Vorzüge mangelnder Ortskunde
6. März 2023
Ortsunkenntnis kann zuweilen von Vorteil sein oder, sagen wir, für überraschende Zufälle sorgen. Nachdem ich auf der Mainzerstraße geparkt hatte und mich verzweifelt auf die Suche nach der mir bisher nur dem Namen nach bekannten Cusanus-Schule begab, bog ich unter anderen in die Johannes-Müller-Straße ein, die ich mir für den Rückweg gut zu merken versuchte. Wie erstaunt war ich, beim anschließenden Vortrag zu erfahren, genau auf diese Weise einige der Lebensstationen der jüdischen Familie Hermann nachgegangen zu sein. Wie wurden für mich Orte mit einem Mal lebendig, die ich bis eben nur durch Zufall kannte!
Noch manche andere Orte ließ der Vortrag zu neuem Leben erwachen. So erfahren wir von einer Jugendgruppe, die sich im Garten hinter der damaligen Synagoge getroffen hat, und spüren gleich den Wunsch, dass auch diese alte Synagoge im Bürresheimer Hof, wenn der Bau der neuen hoffentlich rasch vonstatten geht, nicht so schnell vergessen werde. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums ließen mit wechselnden Stimmen das Lebensbild der Hermanns lebendig werden, indem sie Abschnitte aus dem Buch vorlasen, wie es Harald Orth nach vorausgegangenen Arbeiten von Elmar Ries und Helene Thill (ehemalige Vorstandsmitglieder der CJG, wahrscheinlich angeregt durch den Heimatbesuch von Kurt Hermann), ergänzt durch weitere Einsichten ins Stadtarchiv, zusammengestellt hat. Er hat sein Buch mit dem Titel „Wir lachten oft und gern“ (nach einem Briefzitat) so entworfen, dass es parallel zum Schicksal dieser Einzelfamilie auch die schrittweise, aber systematisch vorgehende Vernichtungsstrategie der Nazis beispielhaft beschreibt und nachzeichnet und damit einen unschätzbaren „pädagogischen“ Zweck erfüllt. Durch Nachfragen aus dem Publikum erfahren wir später, wie es den Machthabern u.a. durch ein Heer von Spitzeln gelang, die anfangs nicht als Nazihochburg angelegte Stadt Koblenz unter völlige Kontrolle zu bekommen. Ebenso kommen aber auch die verschiedenen Maßnahmen auf der jüdischen Gegenseite zu Wort, die verschiedenen jüdischen Zusammenschlüsse, oft zionistischer Prägung, mit ihren jeweiligen Treffpunkten im Koblenzer Raum. Deren Ideen und Atmosphäre konnten mit ihren Zukunftshoffnungen in den durch den Klarinettisten Walter Oswald-Wambach eingestreuten, aus der jüdischen Musiktradition geschöpften Stücken gut nachklingen.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand und steht aber stellvertretend für so viele Opfer die Hannelore als jüngstes, aber geistig waches und frühreifes Kind der Familie, das so erwartungsvoll ins Leben schaute und das doch zusammen mit ihren Eltern der Deportation zum Opfer fiel, während ihre älteren Geschwister derselben durch rechtzeitige Auswanderung entkommen, dadurch aber auch den Briefwechsel erhalten konnten. In der Deportation verliert sich ihre Spur im völligen Dunkel. Mögen ihre Lebensspuren in Koblenz umso lebendiger bewahrt bleiben!
Alban Rüttenauer
Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am 27.01.2023
Am 27. Januar und um diesen Tag herum gedachte unsere Gesellschaft mit anderen Koblenzer Vereinen und der Stadtöffentlichkeit der Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz und der Region.
Beim Innehalten an der Statio am Mahnmal auf dem Reichenspergerplatz wurden Namen von Opfern verlesen. Schülerinnen und Schüler brachten deren Biografien und als Zeichen der Trauer weiße Rosen am Mahnmal an. Andreas Stickel gab dem Unsagbaren mit der Trompete Raum. Danach zündeten die Anwesenden Lichter für die Ermordeten an.
Anschließend fand eine Gedenkfeier mit christlich-jüdischem Gebet in der Koblenzer Citykirche statt. Alle konnten sich in der Kirche auch der Ausstellung "'Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch' - Vor 90 Jahren: Machtübernahme und frühe Opfer der Nazis in Koblenz" stellen.
Studierende der Universität Koblenz hatten für den Kirchenraum eine besondere Installation, "Raum der Namen", entwickelt. Durch die Einbettung von Namen in eine Licht- und Geräuschkulisse wurde erlebbar gemacht, dass sich das Leid der Opfer nicht bildlich fassen lässt.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)