„Jüdisch-christliches Erbe im Politikverständnis Hannah Arendts“
Dr. Braun hatte seinen Vortrag gut strukturiert und didaktisch gekonnt angelegt. Das zeigte sich auch an der sehr lebhaften Diskussion, die allein aus Zeitgründen ein Ende fand.
Arendt, so führte Dr. Braun aus, rückt die Politik ins Zentrum ihres Philosophierens. Ihren wegweisenden und hochaktuellen Politikbegriff gewinnt und entfaltet sie gerade auch in der intensiven Auseinandersetzung mit der jüdisch-christlichen Tradition.
Dr. Braun warf wichtige Schlaglichter auf Arendts Denken: zum Beispiel auf die Ableitung der Gleichheit und Verschiedenheit der Menschen (Plural) aus der Schöpfungserzählung in Genesis 1 – nicht nur als Grundvoraussetzung für Kommunikation, sondern auch als Basis für politisches Handeln.
Arendts Betonung des Begriffs „Natalität“ (Gebürtigkeit, Neuanfang) und nicht in erster Linie die der Mortalität (mit der sich Philosophie sonst sehr gerne beschäftigt) eröffnete auch einen ungewohnten Blick auf Wundergeschichten um Jesus, die von Neuanfängen erzählen.
Jede/r, der/die sich mit Arendt beschäftigt hat, hatte sicherlich unterschiedliche Erwartungen an den Vortrag. Den je eigenen Erwartungshorizont mit dem Vortrag des Referenten in Beziehung zu bringen und danach zu einer begründeten eigenen Position zu gelangen war eines der Kernanliegen von Dr. Braun. Hannah Arendt hätte das gefallen.
(Dr. Wilma Rademacher-Braick)