Wittlich überrascht und beeindruckt

thora 25Als kurz vor den Sommerferien die Nachricht aus Frankfurt kam, dass unser seit einem halben Jahr geplanter Besuch wegen einer Großveranstaltung in der Stadt nicht möglich sei, musste kurzfristig ein neues Ziel gefunden werden. Mit der Kreisstadt Wittlich in der Eifel fand sich ein nicht minder lohnendes Ziel.
Von der breiteren Öffentlichkeit eher unbeachtet gibt es hier bemerkenswerte Spuren jüdischen Lebens und mehrere Einrichtungen, die sich um die Vermittlung historischen, religiösen und kulturellen Wissens verdient machen.

syn wittlichDie 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der christlich-jüdischen Gesellschaft Koblenz e.V. sowie der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz wurden zunächst im Emil-Frank-Haus begrüßt. Dieses leistet seit dreißig Jahren eine umfassende Bildungsarbeit über jüdische Geschichte und jüdisches Leben in Vergangenheit und Gegenwart. Vorträge mit teils prominenten Gästen, Seminare, Gedenk- und künstlerische Veranstaltungen sowie Vortragsreisen sprechen Teilnehmer aus der ganzen Umgebung an. Regelmäßig besuchen Schulen und Gäste aus dem In- und Ausland das Institut. Lokale oder regionale Arbeitsgruppen und Initiativen, die sich der Erforschung der jüdischen Geschichte widmen, werden unterstützt. Das Emil-Frank-Institut hilft dabei, die Archivarbeit zu koordinieren, Kontakte herzustellen, in finanziellen Fragen zu beraten und verschiedene Formen der Gedenkarbeit zu fördern. Außerdem veröffentlicht das Institut mehrere eigene Schriftenreihen und verfügt über eine umfangreiche Bibliothek zur Ausleihe und zum Selbststudium. Im gleichen Gebäude wie die Stadtbücherei und die Medienstelle gelegen, wird deutlich, dass es hier nicht um ein abseitiges Sonderthema geht, sondern um stadthistorisch und gegenwartsbezogene Inhalte.

In der anschließenden Stadtführung wurden unter anderem ehemals jüdische Kauf- und Wohnhäuser gezeigt sowie der Platz der alten Synagoge, bei der es nur noch den Zugang zur Mikwe gibt. Die „neue“, 1910 eingeweihte Synagoge ist außen vollständig erhalten und zeigt die zeitgenössische Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Der Innenraum, durch SA- und NSDAP-Mitglieder aus Wittlich am 10. November 1938 schwer beschädigt, wurde zu einem Kulturraum mit angrenzenden Museumsräumen umgestaltet. Hier informiert die Dauerausstellung „Jüdisches Leben in Wittlich“ über die Geschichte der Juden in Wittlich, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht.

Die ehemalige Synagoge und das Museum sind täglich außer montags für einige Stunden geöffnet. Auch hier sind es engagierte Ehrenamtliche, die das ermöglichen.

friedhof 25Den Abschluss bildeten der Besuch und die Führung auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof. Er wurde von 1672 bis 1941 zur Grablege genutzt. Etwas außerhalb der Stadt gelegen, ist er heute einer der größeren erhaltenen jüdischen Friedhofsdenkmäler des Landes.

Wir wurden fachkundig von Ehrenamtlichen des Emi-Frank-instituts und des Arbeitskreises „Jüdische Gemeinde Wittlich“ begleitet. Wo nötig, hat Renata Horn aus Andernach ins Russische übersetzt, wofür wir ihr sehr dankbar sind. In der vielfältigen Gastronomie der Kleinstadt von 20.000 Einwohnern fand jeder ein geeignetes Mittagessen oder einen Ort zum Ausruhen am Flüsschen Lieser.

Die Sommerfahrt nach Wittlich war ein mehr als lohnender Ausflug mit überraschenden und inspirierenden Eindrücken und Gesprächen. Es muss nicht immer ein berühmtes Ziel sein!

(Text und Bildrechte: Margit Büttner) 

 

Paul-Eisenkopf-Preis

eisenkopfklein Zur bundesweiten Woche der Brüderlichkeit im März lobt die Christlich-Jüdische Gesellschaft für Brüderlichkeit in allen ungeraden Jahren den mit 1000 EUR dotierten Paul-Eisenkopf-Preis aus. Mit dem Preis sollen Personen, Schulklassen oder andere Gruppen ausgezeichnet werden, die sich im Bewusstsein der deutschen Vergangenheit um das Gelingen des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Religion, Herkunft, Nationalität, Kultur und Weltanschauung bemüht haben beziehungsweise bemühen.

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Stolpersteine

steineAuf Bitten des Kulturausschusses der Stadt Koblenz hat die Christlich-Jüdische Gesellschaft die Recherche, Koordination und Finanzierung des Gedenkprojektes „Stolpersteine“ übernommen. Dabei werden vor dem letzten selbst gewählten Wohnort der Nazi-Opfer Messingplaketten verlegt, auf denen Name, Vorname, Jahrgang und Schicksal der betreffenden Person doku­mentiert sind.

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Links

logo cjg 100und weiterführende Informationen

der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit.

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